Studienmethodik - Selbstmanagement für Studienanfänger

Studienmethodik - Selbstmanagement für Studienanfänger

von: Kurt-Wolfgang Koeder

Verlag Franz Vahlen, 2013

ISBN: 9783800642670

Sprache: Deutsch

284 Seiten, Download: 1234 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Studienmethodik - Selbstmanagement für Studienanfänger



31. Vom schulischen Lernen zum Studieren


Wir leben in einer Zeit der Globalisierung, Internationalisierung und des schnellen Wandels, sowohl gesellschaftlich, wirtschaftlich als auch technologisch. Dies gilt vor allem für das Berufsleben. Der rasche Informationsverschleiß führt dazu, dass Berufswissen bereits nach fünf Jahren, Computerwissen in manchen Bereichen sogar nach einem Jahr veraltet ist. Alle fünf Jahre verdoppelt sich das verfügbare Wissen. Eine solide Ausbildung und ständige Weiterbildung sind daher das Gebot unserer Zeit. Das bedeutet für jeden, der für die zukünftigen beruflichen Aufgaben gut gerüstet sein will, lebenslanges Lernen.

So kommt der Bildung für unsere Zeit die gleiche Bedeutung zu, die die soziale Frage im 19. Jahrhundert besessen hat. Dieser Satz von Ludwig Erhard, dem Vater der sozialen Marktwirtschaft, ist zwar schon über 40 Jahre alt, aber er ist gerade heute von brennender Aktualität. Bildung und Wissen, Ideen, Innovationen, Kreativität und Informiertheit sind zu entscheidenden Standortfaktoren geworden. Wissenserzeugung, Wissensvermittlung und Wissensverwendung bestimmen die globale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ebenso wie die beruflichen Chancen jedes einzelnen. Eine umfassend fundierte Ausbildung und lebenslange Weiterbildung sind die Grundlagen dafür. Jeder muss sie in seinem Lebenszyklus für sich neu gewichten; dies trifft jetzt auch auf Ihr Studium zu.

Hinter dem lateinischen Wort „studere“ steckt soviel wie sich bemühen, sich anstrengen. Lernen in der Hochschule bzw. Studieren kann daher definiert werden als sich um Wissen bemühen, unter Verwendung wissenschaftlicher Instrumente und Methoden.

Für Sie als Studienanfänger ist es wichtig, dass Sie recht schnell das schulische Lernen, das für den bisherigen Wissenserwerb Anwendung fand, ergänzen bzw. weiterentwickeln. Darin liegt kein Werturteil gegen irgendein Unterrichtsverfahren bzw. eine Unterrichtsmethode. Verschiedene Lehr- und Lernmethoden, die dem schulischen, klassenmäßigen Unterricht angemessen waren, werden im Studium von anderen Methoden der Wissensaneignung abgelöst bzw. um andere ergänzt. Während schulisches Lernen noch durch die lenkende Hand des Lehrers gekennzeichnet ist, müssen Sie als Studierende auf diese im Großen 4und Ganzen verzichten. Studienplan und -tempo sowie die Organisation des Lernens/Studierens liegen jetzt in den Händen jedes einzelnen Studierenden. Zu bisher vorgegebenen Lernzielen und dem Lehrbuch treten nun Vorschläge bzw. Empfehlungen einer Vielzahl von Fachbüchern und Ergänzungsliteratur (z. B. Aufsätze in Fachzeitschriften). Vorlesungen, Übungen, Optionen oder Seminare verlangen die gesamte Aufmerksamkeit jedes einzelnen Studierenden. Während schulisches Lernen unter dem Primat methodischer (z. B. Anschaulichkeit mittels Tafelbild) und insbesondere pädagogisch-psychologischer, der Entwicklung der Schüler angepasster Prinzipien steht, zählen im Studium didaktische (inhaltliche) vor methodisch-pädagogischen Überlegungen. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Studierenden gehören während der Lehrveranstaltungen das Zuhören, das Überdenken und das Strukturieren des Gehörten sowie anschließendes Mitschreiben und nach den Veranstaltungen das Selbststudium mit viel Lesen (kritische Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Meinungen).

Darüber hinaus wird der Stand des Lernfortschrittes nicht mehr von Stunde zu Stunde oder von Woche zu Woche überprüft, sondern am Ende eines Semesters oder Studienjahres. Dieser Tatbestand und der fehlende Zwang, Lehrveranstaltungen besuchen zu müssen (individuelle Gestaltung des Studienplanes), führt oftmals zu der großen Versuchung, das Studium in den ersten Semestern etwas langsamer angehen zu lassen. Daher erfordert gerade das Studium anfangs, beeinflusst durch eine gewisse Schulmüdigkeit, mehr Selbstkontrolle und Selbstdisziplin vom Einzelnen. Der Studierende muss sich jetzt seine „Hausaufgaben“ selbst stellen und seinen Lernfortschritt selbst kontrollieren. Studieren bedeutet nicht nur, Vorlesungen, Übungen und Seminare besuchen, der Studienerfolg hängt in erhöhtem Maße auch von der Selbststudienphase, vom Workload ab.

Daneben bietet ein Studium natürlich auch gewisse Erleichterungen/Vereinfachungen gegenüber der Schule insofern, dass verschiedene Fächer, insbesondere allgemeinbildender Art, wegfallen, die für ein bestimmtes Fachstudium nicht mehr erforderlich sind. So können Sie sich als Studierende auf wenige ausgewählte Fachgebiete konzentrieren, dafür aber mit stärkerem inhaltlichen Tiefgang. Ferner bietet jedes Studium im Rahmen des Wahlpflichtfachangebotes/der Nebenfächer und angebotenen Optionen die Möglichkeit, Zusatzfächer nach individuellen Neigungen und Interessen oder beruflicher Verwertbarkeit zu belegen.

Zur frühzeitigen Vorbereitung der oftmals zum Ende des Semesters geforderten Leistungsnachweise (Klausuren, Hausarbeiten, Präsentationen) ist es wichtig, besondere Aufmerksamkeit schon frühzeitig dem 5systematischen Erschließen und Lernen des angebotenen bzw. geforderten Wissens zu widmen.

Als sehr angenehm empfundene „Randerscheinung“ des Studierens wird die insgesamt etwa fünf Monate dauernde vorlesungsfreie Zeit, fälschlicherweise meist Semesterferien genannt, gesehen. So sollten Sie sich als Studierende zwar nach einem arbeitsreichen Semester erholsamen Urlaub gönnen, aber immer daran denken, dass diese Zeit verstärkt zu Selbststudienzwecken, zur Vorbereitung von Studienveranstaltungen im Folgesemester (z. B. Erstellung einer Hausarbeit) und auch zur Durchführung von z. B. Sprachkursen im Ausland, Betriebspraktika etc. genutzt werden sollte, wobei Personalabteilungen von Unternehmen in letzterem zielorientiertes Studieren sehen, nicht nur im Bereich wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge.

Einige signifikante Unterschiede zwischen der Schulzeit und dem

Studium zusammenfassend:

  • Didaktik (Inhalt) steht vor dem pädagogisch-erzieherischen Aspekt

  • Lernfortschrittsprüfungen am Ende des Semesters (Leistungsnachweis z. B. in Form einer Klausur, einer Hausarbeit, einer Präsentation oder einer mündlichen Prüfung)

  • Keine Hausaufgaben, keine Tests zwischendurch – Selbstkontrolle des Lernfortschrittes

  • „lockerer Zwang“ – meist keine Anwesenheitspflicht – Vorlesungen besuchen zu müssen

  • Nennung einer Vielzahl von Fachliteraturvorgaben für jedes einzelne Fach

  • Selbstbestimmung der Selbstlernphasen, intensives Selbststudium

  • Keine fixe Klassenstruktur, Professoren/Lehrbeauftragte wechseln i. d. R. jedes Semester

  • Studierende sind für die Organisation des Studiums und für die Beschaffung der notwendigen Studieninformationen und -unterlagen wie z. B. die Prüfungsordnung selbst verantwortlich

  • Professoren/Lehrbeauftragte kennen die Studierenden meist nicht namentlich; wenige persönliche Kontakte

Noch bevor Sie an den ersten Vorlesungen teilgenommen haben und die erste Klausur ablegen, kommt eine sehr große Herausforderung auf Sie zu, die Selbstorganisation, d. h. sich möglichst gut zu organisieren und zu steuern.

Ihr Studium beginnt bereits vor dem offiziellen Semesterbeginn. Holen Sie sich frühzeitig wichtige Informationen zum Studium, sei es über Kommilitonen höherer Semester, die Studienberatung, Internetinformationen 6u. v. m. Kümmern Sie sich frühzeitig um die Planung des ersten Semesters. Lesen Sie z. B. sehr aufmerksam die Prüfungsordnung und die darin geforderten Leistungsnachweise für die einzelnen Semester. Sie sind zukünftig für Ihren Studienverlauf selbst verantwortlich und müssen Ihren persönlichen Studien- und Arbeitsplan erstellen. Meist sind Sie zu Beginn des Studiums voller Tatendrang und Motivation. Überladen Sie sich trotzdem nicht im ersten Semester. Konzentrieren Sie sich auf ausgewählte Lehrveranstaltungen und bereiten Sie sich gezielt auf die Prüfungen vor. Denken Sie an den Grundsatz „aus weniger mach mehr“, d. h. lernen Sie nicht für zu viele Prüfungen, fehlende Vorbereitungszeit führt häufig zum Scheitern.

Sollten Ihre Noten im ersten Semester nicht mit Ihren Erwartungen korrespondieren, verzagen Sie nicht. Viele Studienanfänger benötigen Zeit, sich auf den Hochschulbetrieb einstellen zu können, auf die Menge an Lehrstoff, auf die Vielzahl der zu lesenden Publikationen, auf den fehlenden Klassenverband (Großraumvorlesungen), auf die Anonymität in der Masse, auf das Studienleben insgesamt.

Versuchen Sie möglichst frühzeitig Kontakte zu Kommilitonen Ihres Semesters zu knüpfen, bilden Sie Lerngruppen, denken Sie an den Grundsatz: Gemeinsam statt einsam.

Erste wichtige Studienaufgaben lassen sich zum Studienstart wie folgt systematisieren:

Semester-
vorbereitende
Tätigkeiten

Arbeiten studienorganisatorischer Art, wie Vorbereitung des häuslichen Arbeitsplatzes und der Arbeitsmittel (z. B. Literatur), Time-Management für z. B. wichtige Prüfungstermine und studienplanerischer Art wie Zusammenstellung der zu besuchenden Lehrveranstaltungen (lt. Prüfungsordnung), Lerngruppenorganisation etc.

Tätigkeiten im laufenden
Semester

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