Fünfzig Weißweine, die Sie kennen sollten

Fünfzig Weißweine, die Sie kennen sollten

von: Wolfgang Staudt

Westend Verlag, 2007

ISBN: 9783938060162

Sprache: Deutsch

241 Seiten, Download: 954 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Fünfzig Weißweine, die Sie kennen sollten



Die Extrovertierten – verführerische Weißweine für leidenschaftliche Stimmungen (S. 113-114)

Marlborough Sauvignon Blanc

Wenngleich Neuseeland noch ein sehr junges Weinland ist, darf es doch bereits heute für sich in Anspruch nehmen, eines der faszinierendsten und dynamischsten zu sein. Binnen weniger Jahre hat es sich einen unzweifelhaften Ruf als Lieferant hochwertiger und stilistisch origineller Weine erarbeitet. Dieser grandiose Erfolg wird durch niemanden besser repräsentiert als durch den Marlborough Sauvignon Blanc. Er steht wie kein anderer Wein für den Weinstil, um den die ganze Welt Neuseeland so sehr beneidet.

Aromatisch und intensiv, vital und frisch, leidenschaftlich, aufregend und ungemein temperamentvoll – das sind die Adjektive, die ich mit dem Charakter des Sauvignon Blanc aus Marlborough in Verbindung bringe. Unter allen Sauvignons der Welt erkennt man sie an ihrer unvergleichlichen Aromenpracht: Es fi nden sich Spargel und grüne Bohnen, Zitrusfrüchte, Mango und Maracuja, manchmal auch Gras- und Stachelbeernoten, und manche erinnern an den Duft von Schwarzen Johannisbeeren. Am Gaumen präsentieren sie sich kraftvoll und säurebetont, mit intensiver Geschmacksentfaltung, angenehm runder Textur und langem Finish. Bei aller Fülle entsteht jedoch nur höchst selten der Eindruck von Überladenheit und Schwere. Es sind Weine mit großer Ausstrahlung, immer extrovertiert, niemals leise und zurückhaltend. Sie lassen niemanden unberührt: Love it or hate it!

In der südlichen Hemisphäre ist Neuseeland das südlichste Weinland. Seine Landfl äche beträgt rund 270 000 Quadratkilometer – Neuseeland ist damit etwas kleiner als Italien. Während die beiden Hauptinseln, die an der engsten Stelle durch die 23 Kilometer breite Cookstraße voneinander getrennt sind, in Ost-West-Richtung eine maximale Breite von nie mehr als 450 Kilometern erreichen, erstrecken sie sich entlang der Hauptachse in nordöstlicher Richtung über 1 600 Kilometer zwischen 34 und 46 Grad südlicher Breite. Dementsprechend vielfältig sind die klimatischen Bedingungen für den Weinbau.

Die noch sehr junge Geschichte der neuseeländischen Weinindustrie manifestiert sich vor allem auf dem Feld der Rebsorten. Die heute eingesetzten Varietäten wurden erst während der vergangenen 25 Jahre eingeführt. Noch 1960 entfi elen nur 12 Prozent des Weinumsatzes auf Tischweine, der große Rest wurde mit Alkohol verstärkten, überaus mächtigen Süßweinen nach dem Vorbild von Port und süßem Sherry erzielt. Die häufi gsten Rebsorten waren in dieser Zeit amerikanische Kreuzungen der Gattungen Labrusca und Vinifera wie zum Beispiel Isabella oder Baco 22A. Mit der in den 1970er und 1980er Jahren einsetzenden Umorientierung des Verbrauchergeschmacks und der steigenden Nachfrage nach trockenen, alkoholärmeren Weinen wurden Pfl anzpolitik und Ausbaumethoden gezielt verändert. Aber erst über Umwege fand das Land zu jener weinbaulichen Identität, die heute in der ganzen Welt so viel Bewunderung auslöst.

In den 1970er Jahren ließen sich die Weinbauern Neuseelands zunächst von der Empfehlung des Professors Helmut Becker von der Forschungsanstalt Geisenheim inspirieren und setzten auf leichte, fruchtige Müller-Thurgau-Weine. Mit dieser Sorte waren jedoch keine großen Qualitäten zu erzielen, und zudem stellte sich heraus, dass das neuseeländische Klima in weiten Teilen des Landes zu warm für Müller- Thurgau ist. Diese Einsicht führte dann in den 1980er Jahren zur Pfl anzung solcher Varietäten, die sich unter wärmeren Klimabedingungen als den deutschen wohlfühlen. Heute erzeugt das Land nicht nur Sauvignon-Blanc-Weine von Weltruf, es besitzt zudem auch große, bislang noch nicht in vollem Umfang ausgeschöpfte Potenziale für qualitätsvolle Weine aus roten und weißen Burgundersorten und – mit Einschränkungen – auch aus Bordeaux-Reben.

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