Interprofessionelle Gesundheitsversorgung - Management und Leadership

Interprofessionelle Gesundheitsversorgung - Management und Leadership

von: Donna Weiss, Felice Tilin, Marlene Morgan

Hogrefe AG, 2019

ISBN: 9783456959733

Sprache: Deutsch

168 Seiten, Download: 1250 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Interprofessionelle Gesundheitsversorgung - Management und Leadership



2 Gruppenentwicklung

Lernziele
•• Diskutiere – wie in der Literatur beschrieben – die theoretischen Verhaltensaspekte einer kleinen Gruppe.
•• Untersuche die bewussten und unbewussten Komponenten des Eigenlebens einer Gruppe.
•• Differenziere zwischen den Entwicklungsphasen des Eigenlebens einer Gruppe.
•• Analysiere das Gruppenverhalten.
•• Unterstütze die Teamarbeit im Verlauf der Lebensdauer eine Gruppe.

2.1 Die Gruppe

Als Mitglieder oder Führungskraft einer Gruppe, nehmen die meisten von uns die Persönlichkeiten der Gruppenmitglieder, die Themen, die diskutiert werden, die Unstimmigkeiten und unsere eigenen Emotionen wahr. Während individualistische westliche Kulturen üblicherweise Gruppen als eine Gemeinschaft von Individuen ansehen, sehen östliche Kulturen Gruppen schon lange eher als klare Gemeinschaften und nicht als eine Gemeinschaft von ausgeprägten Individuen (Hofstede, 1983). Diese Perspektive zeigt die Art und Weise, wie Gruppen ihre Energie nutzen, um etwas durchzuführen. Eine Verlagerung von einer Ich-Perspektive zu einer Wir-Perspektive begreift eine Gruppe als eine Wissensquelle, die größer ist als jedes Individuum. Die Wir-Perspektive unterstützt die Integration, das Engagement und die Bildung eines kollektiven Wissens – um etwas Ganzes zu erreichen, das letztlich stärker und kreativer ist als die Summer seiner Teile (Briskin, Erickson, Ott, & Callanan, 2009).

Alle Gruppen zeigten einheitliche Muster im Verhalten der Mitglieder, der Führungskräfte und Gruppen, hinsichtlich der Übernahme von Rollen, der Annahme von und Reaktion auf Autoritäten, die Entwicklung von Normen und Kommunikationsmuster. Diese Muster dienen im Laufe der Zeit als Indikatoren entwicklungsbedingter Veränderungen in einer Gruppe. Die Neurowissenschaft unterstützt die Vorstellung eines sozialen Gehirns – ein neurophysiologischer Kanal zur Wahrnehmung, Verarbeitung und Spiegelung von Emotionen und Verhalten von anderen. Mit anderen Worten: Unsere Interaktionen miteinander oder in Gruppen haben das Potential, neuronale Aktivitäten auszulösen, die wiederum unsere Emotionen und unser Verhalten beeinflussen (Goleman, 2011). Positives oder negatives Handeln von einer Person kann eine Reaktionsfolge bei anderen auslösen. Wenn das oft genug wiederholt wird, kann dieses positive oder negative Interaktionsmuster zur Gruppennorm werden (Frederickson, 2003).

Wir haben alle Zeiten erlebt, in denen wir synchron oder auf der gleichen Wellenlänge mit einer Einzelperson oder einer Gruppe von Einzelpersonen auf einer Ebene verbunden waren, die die sozialpsychologischen Aspekte der Bindung überschritten. Indem Rene Levi (2005) die systemischen Gesetze der Neuropsychologie und Physik mit Sozialpsychologie verband, untersuchte und benannte er diese überschreitenden Erfahrungen als „kollektive Resonanz“ und definierte sie als: Eine gefühlte Erfahrung von Energie, Rhythmus oder intuitivem Wissen, das in einer Gruppe von Menschen entsteht und positiv die Art und Weise beeinflusst, wie diese dann für ein positives Ziel zusammenwirken… verhilft uns dazu, größere Fortschritte hinsichtlich unserer gemeinsamen, menschlichen Ziele zu machen, als wenn wir alleine unsere Ideen mit uns herumtragen und Probleme lösen (übersetzt nach Levi, 2015, S. 1).

Diese Sichtweise steht im Einklang mit dem Wir-Gefühl des Konzepts von Gruppen in der östlichen Hemisphäre. Es entsteht eine gemeinsame Intelligenz in der Gemeinschaft aller Arten – einschließlich Teams, Organisationen/ Einrichtungen und Gesellschaften. Es ist wichtig festzustellen, dass diese potentiellen, generativen, interaktiven und integrativen Tendenzen den Menschen innewohnen – und wenn nicht achtsam mit ihnen umgegangen wird, können sie in eine Dysfunktion der Gruppe übergehen. Briskin, Erickson, Ott und Callanan (2009) ordnen das einem „kollektiven Leichtsinn“ zu. In diesen Fällen liegt der Fokus mehr auf den Hindernissen, die eine Gruppe trennen und polarisieren, als auf den Beziehungen, die sie einigen (Briskin, Erickson, Ott, & Callanan, 2009).

Diese interaktiven Muster, die eine Gruppe während ihres Eigenlebens ausübt, trägt zur Entwicklung eines einzigartigen sozialen Organismus bei, der mehr ist als die Summe seiner Teile (Bion, 1974; Lewin, 1951; Perls, Hefferline, & Goodman, 1951; Tilin & Broder, 2005; Tuckman, 1965; Wheelan, 2005).

Kategorien

Service

Info/Kontakt