Allgemeine Psychologie - Denken und Sprache

Allgemeine Psychologie - Denken und Sprache

von: Sieghard Beller, Andrea Bender

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840921414

Sprache: Deutsch

318 Seiten, Download: 5520 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Allgemeine Psychologie - Denken und Sprache



"Kapitel 9 Der Baukasten der Sprache (S. 187-188)

„Wenn ihr euch genau nach Süden bewegt, findet ihr bald eine Futterquelle mit enorm viel leckerem Zeug!“ Dies oder etwas Ähnliches verkündet die Biene am Eingang ihres Bienenstocks, vor dem sie einen komplizierten Tanz aufführt. Natürlich verwendet sie keine Wörter, und deshalb ist jede Art der Übersetzung reichlich gewagt, aber eine Botschaft wie diese scheint übermittelt – und wichtiger noch: verstanden – zu werden, denn kurz darauf fliegen weitere Bienen südwärts, zu den Blüten des Apfelbaumes. Worin unterscheidet sich diese Art der Kommunikation von einer analogen sprachlichen Information, die ein Junge seinen Freunden geben würde? Auf welche „Bausteine“ greift er dabei zu? Und welche davon sind für alle menschlichen Sprachen gleich?

Eine Definition von Sprache In Kapitel 8 (auf Seite 170) haben wir Sprache bereits provisorisch als ein System definiert, das aus abstrakten Symbolen und Regeln zu ihrer Kombination besteht und der Kommunikation dient. Das gilt aber natürlich auch für andere symbolische Systeme wie den Tanz der Bienen. Eine brauchbare Definition menschlicher Sprache muss deshalb präzisiert und dabei zwei Anforderungen gerecht werden: Sie muss (a) so allgemein gehalten sein, dass sie all die Unterschiede zwischen Sprachen bezüglich des Lautinventars, des Vokabulars und der grammatischen Regeln umfassen kann, und (b) dennoch so konkret, dass sie menschliche Sprachen von allen anderen Kommunikationssystemen abzugrenzen vermag.

Aufbau des Kapitels

Diesen Versuch hat erstmals Charles Hockett (1960) unternommen, dessen 13 Designkriterien wir in Kapitel 9.1 vorstellen. Dabei versuchen wir auch die Frage aus dem vorherigen Kapitel abschließend zu klären, wie viele dieser Kriterien spezifisch nur für menschliche Sprachen gelten. In Kapitel 9.2 werden dann wesentliche Bestandteile menschlicher Sprachen beschrieben, die auch in den folgenden Kapiteln eine Rolle spielen werden: die Symbole, aus denen Sprachen bestehen (Phoneme, Morpheme und Wörter), und die Regeln, nach denen sie zusammengesetzt werden (Morphologie und Syntax).

Auch die Frage, wie sprachliche Äußerungen kognitiv repräsentiert werden, ist Gegenstand dieses Abschnitts. Entsprechende Theorien wurden vor allem auf der Grundlage des Englischen entwickelt und spiegeln deshalb ein Stück weit dessen spezifische Struktur wider. Dass diese Perspektive sich nicht ohne weiteres verallgemeinern lässt, wird in Kapitel 9.3 diskutiert, das sich der sprachlichen Vielfalt und möglichen sprachlichen Universalien widmet."

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