Nutzerorientierte Gesundheitstechnologien - Im Kontext von Therapie und Pflege
von: André Posenau, Wolfgang Deiters, Sascha Sommer
Hogrefe AG, 2019
ISBN: 9783456958842
Sprache: Deutsch
296 Seiten, Download: 2379 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
1 Ethische Rahmenbedingungen für neue Technologien im Gesundheitswesen
Martin W. Schnell
Der umfassende Prozess der weltweiten Digitalisierung prägt alle gesellschaftlichen Systeme in unterschiedlicher Weise. Die Digitalisierung wird an dieser Stelle als ein sozialer Prozess auf der Basis technischer Möglichkeiten und der Bereitschaft von Bürgern verstanden, personenbezogene Daten in einen online-gestützten Umlauf zu bringen. Im Gesundheitswesen tritt die Digitalisierung in der Form von Gesundheitstechnologien (E-Health, Robotik, Telemedizin) auf. Sie zielt auf eine umfassende Veränderung des Verhältnisses der Bürgergesellschaft zu elementaren Existenzvollzügen wie dem Leben, der Gesundheit, dem Altern und dem Sterben ab.
Nachfolgend sollen ethische Dimensionen der Digitalisierung im Gesundheitswesen ausgelotet werden. Seit der Künstlichen-Intelligenz-Forschung der frühen 1960er Jahre sind immer wieder Revolutionierungen der gesamten Welt angekündigt worden, die in dieser Weise jedoch nie eingetreten sind. Die bevorstehende Digitalisierung greift nicht nur in unseren Alltag ein, wie es der Personal-Computer getan hat, sondern darüber hinaus auch in unser Fleisch und Blut. Im Angesicht dessen müssen wir vermutlich Edmund Husserl widersprechen, auf den die Aussage zurückgeht, dass die Lebenswelt als die „wirklich anschauliche, wirklich erfahrene und erfahrbare Welt, in der sich unser ganzes Leben praktisch abspielt, … ungeändert (bleibt), was immer wir kunstlos oder als Kunst tun.“ (Husserl, 1976, S. 51)
1.1 Digitale Gesundheitskommunikation versus Mensch-Roboter-Interaktion
Wie jede technische Innovation stößt auch die Digitalisierung auf eine gesellschaftliche Alltagsmentalität in der Lebenswelt, die nicht einfach übersprungen werden kann. Deutschland ist ein Land, das in der Tradition der Romantik steht.