Wörterbuch der philosophischen Begriffe

Wörterbuch der philosophischen Begriffe

von: Friedrich Kirchner, Carl Michaelis, Johannes Hoffmeister, Arnim Regenbogen, Uwe Meyer

Felix Meiner Verlag, 1998

ISBN: 9783787313259

Sprache: Deutsch

906 Seiten, Download: 3747 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Wörterbuch der philosophischen Begriffe



Z (S. 746-747)

Zahl (gr. arithmos, lat. numerus), ahd. zala, mhd. zal, von urgerm. talo ›Einschnitt‹ (nämlich ins Kerbholz, als primitive Zählweise), auch svw. Aufzählung, Bericht, urspr. eine Abstraktion aus der Gesamtgestalt einer Menge oder Gruppe von Gegenständen (Herde, Schwarm u. dergl.) oder eines vielgliedrigen zusammenhängenden Ganzen. Bereits in den ältesten Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens kommt es zu einer systematischen Z.schreibung, bei den Sumerern sogar schon zu einem sexagesimalen (relativen) Positionssystem, bei den späteren Indern (etwa des 7. Jh. n. Chr.) zu dem noch heute gebräuchlichen dekadischen absoluten Positionssystemen. Bei den Griechen behält die Z., streng geschieden von der kontinuierlichen Größe (megethos) und deren Verhältnissen (logoi), einen gewissen Gestaltcharakter, der auch philosophisch von Bedeutung ist (z. B. für die 8Pythagoreer und Plato).

Zahlenmystik, Geheimwissen, das auf der Annahme basiert, daß 8Zahlen über ihren numerischen Wert hinaus zusätzliche Bedeutungen enthalten, die von Inhabern eines ›Geheimwissens‹ als relevant für das Leben oder die Ordnung des 8Kosmos gedeutet werden können. Eine solche Zahlensymbolik, die aus zusätzl. Zuschreibungen von Sinn (z. B. ›7‹ als Glücks- oder Unglückszahl) bestehen kann, läßt sich sich rekonstruieren aus den sonstigen Bedeutungen anderer Ziffern im Rahmen eines einheitlichen Deutungssystems (z. B. dem der 8Astrologie). Die ersten naturphilosoph. Thesen über die numerische Ordnung des 8Kosmos bei den Vorsokratikern (8Pythagoreer) würde man im heut. Sinne als Z. klassifizieren (vgl. auch 8Kabbala).

Zeichen, aus germ. Wurzel, verwandt mit zeihen, bezichtigen, allg. Ausdruck für das, was etwas bedeutet. Man unterscheidet zwischen natürlichen Z. (auch ›Anzeichen‹) und künstlichen oder konventionellen Z. Die Bedeutung eines natürlichen Z.s ergibt sich aus einer kausalen Relation: In diesem Sinne wird z. B. aufsteigender Rauch als ein Z. (oder Anzeichen) für Feuer verstanden. Die Bedeutung eines künstlichen Z.s beruht auf einer 8Konvention im Sinne einer stillschweigenden Übereinkunft zwischen den Mitgliedern einer bestimmten Gemeinschaft: Daß etwa das Wort »gelb« im Deutschen die Farbe Gelb bezeichnet, ist das Ergebnis einer solchen Konvention und damit in gewisser Hinsicht arbiträr (willkürlich). Wichtig ist die u. a. von F. de Saussure (Cours de linguistique générale, 1916) betonte Unterscheidung zwischen dem Z.körper (der lautlichen oder graphischen Gestalt eines Z.s, oft Signifikant genannt) und dem dadurch bezeichneten Gegenstand (Bezeichnetes, Signifikat). Ikonische Z. sind solche, deren Z.körper in einer gewissen Ähnlichkeitsbeziehung zum Bezeichneten steht (z. B. Piktogramme). Die Disziplin, die sich mit allg. Charakteristika von Z. befaßt, heißt 8Semiotik. Vgl. auch 8Sprache, 8Symbol, 8Chiffrenschrift, 8Semantik, 8Syntax.

Zeit (ahd. mhd. zit ), idg. Wurzel di- ›teilen‹, zerschneiden, urspr. wie lat. tempus (vgl. gr. temnein ›abschneiden‹), bez. bei einer Abfolge von Ereignissen (im Unterschied vom 8Raum, dem Nebeneinander) das Nacheinander in einer nicht umkehrbaren Richtung. Z. wird aufgefaßt als homogenes, teilbares 8Kontinuum, das, je nach wissensch. oder philos. Grundannahmen, als 8unendlich oder als 8endlich bezeichnet wird. Die kleinste wahrnehmbare Z.einheit ist der 8Moment. Häufig wird Z. als eine Reihe, eine fortlaufende gerade Linie veranschaulicht, die nach rückwärts ins Unendliche (die Vergangenheit) und ebenso nach vorwärts (in die 8Zukunft) verläuft. Jedem Wirklichen wird seine Stelle oder sein Abschnitt auf dieser einen Z.reihe zugeschrieben.

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