Platon

Platon

von: Michael Erler

C.H.Beck, 2006

ISBN: 9783406541100

Sprache: Deutsch

254 Seiten, Download: 962 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Platon



I. Person und Leben (S. 15)

1. Familie

Platon entstammte einer der vornehmsten und ältesten Familien Athens. Sein Vater Ariston führte seine Ahnen auf den mythischen König Kodros zurück. Durch seine Mutter Periktione war Platon mit Solon, dem wichtigen Gesetzgeber Athens, verwandt (Davies 1971). Platon hatte zwei Brüder, Adeimantos und Glaukon, die in der Politeia eine zentrale Rolle spielen, und eine Schwester, Potone, die Mutter des Speusipp, der später Nachfolger Platons als Leiter der Akademie wurde.

Kritias, Sohn des Kallaischros, im Jahr 415 v. Chr., gemeinsam mit Alkibiades wegen religiösen Frevels (Hermokopidenfrevel) angeklagt, Mitglied des oligarchischen Rates der 400 im Jahre 411, als radikaler Antidemokrat Förderer des Oligarchenputsches von 404/3, war sein Vetter, antidemokratisch gesonnen war auch Charmides, ein Bruder seiner Mutter, der mit Kritias 404 am Umsturz beteiligt war.

Platons Vater Ariston starb früh, seine Mutter verheiratete sich ein zweites Mal mit ihrem Onkel Pyrilampes, einem Freund des Perikles, der eher demokratisch eingestellt war. Seinen Sohn nannte er ‹Demos› (Volk). In Platons Familie gab es also auch eine demokratiefreundliche Linie. In diese einflußreiche Familie – ‹göttliches Geschlecht eines berühmten Mannes (sc. Ariston)›, werden Platons Brüder Adeimantos und Glaukon in der Politeia (Rep. 368a) genannt – wurde Platon, wahrscheinlich in Athen oder vielleicht auf der nahegelegenen Insel Ägina, hineingeboren (428/7).

Platon war sich der Bedeutung seiner Herkunft bewußt. In seinen Dialogen setzt er manchem Familienmitglied ein Denkmal, indem er es als Sokrates’ Partner auftreten läßt oder es zumindest erwähnt. Von Dropides hören wir z. B., daß er für die Überlieferung des Berichtes über Atlantis mit verantwortlich gewesen sein soll (Tim. 20e).

Kritias ist der Erzähler des Atlantismythos im Timaios und Kritias, Charmides ist Hauptperson des Charmides und spielt auch in anderen Dialogen eine Rolle (z. B. Prot. 315a). Seine Herkunft wird im Charmides (157e ff.) besonders hervorgehoben. Platons Brüder Glaukon und Adeimantos sind, wie gesagt, Gesprächpartner in Platons Politeia und sind im Parmenides zumindest präsent.

Über Platons Person und über sein Leben in diesen bewegten Zeiten erfahren wir aus seinem Werk kaum etwas. Das hängt nicht zuletzt mit der von Platon gewählten Form des Dialoges zusammen. Indem ein Dialog nämlich Gesprächshandlungen nachahmt, ermöglicht er es dem Autor, sich hinter seinen Schriften zu ‹verbergen›. Allein Verurteilung und Hinrichtung des Sokrates sind ihm Anlaß, seine Anwesenheit beim Prozeß (Apol. 34a. 38b) und seine Abwesenheit beim Tod des Sokrates (Phaed. 59b) zu dokumentieren.

Ansonsten bleibt Platon als Autor anonym. Informationen über sein Leben stammen vor allem aus einem autobiographischen Abschnitt des in seiner Echtheit freilich umstrittenen Siebten Briefes. Der Brief gibt sich als Rückblick des ungefähr 74 Jahre alten Autors auf seine politische und philosophische Entwicklung bis in die 90er Jahre des 4. Jahrhunderts.

Auch wenn sich der Brief als unecht erweisen sollte, bleibt er ein wichtiges biographisches Dokument. Weitere Nachrichten über die ersten Lebensjahre Platons und sein Leben stammen von Ap(p)uleius, dem wir die erste erhaltene Biographie Platons verdanken (De Platone et eius dogmate), vor allem aber Diogenes Laertius, der im 3. Jahrhundert n. Chr. lebte und von dem ein umfangreiches Werk Leben und Meinungen berühmter Philosophen überliefert ist.

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