Mythos Begabung - Vom Potenzial zum Erfolg

Mythos Begabung - Vom Potenzial zum Erfolg

von: Ulrike Stedtnitz

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456944456

Sprache: Deutsch

212 Seiten, Download: 951 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Mythos Begabung - Vom Potenzial zum Erfolg



Kapitel 1 Vom Begabungspotenzial zur konkreten Umsetzung (S. 17-18)

Es ist eine Binsenwahrheit, dass gute oder sogar sehr gute Fähigkeiten nicht zwangsläufig zur erfolgreichen Umsetzung dieses Potenzials über das ganze Leben hinweg führen. Auch der umgekehrte Fall wird vom Volksmund kommentiert: «Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln ».

Zum Beispiel der Schweizer Ivar Niederberger1, der 22 Geschäfte besitzt, einen Jahresumsatz von 8 Millionen Euro generiert und 58 Mitarbeitende organisiert. Legastheniker, Schulversager, Tourette-Syndrom 2. Sozialkompetenz? Die Lehre musste er abbrechen, weil er dem Lehrmeister «eine geknallt» hatte. Eine seltene Ausnahme, insgesamt einfach Glück gehabt?

Nun ist ja, wie so oft, die Realität etwas komplexer. In den letzten Jahren sind zahlreiche Ratgeber für Eltern und Lehrpersonen erschienen, die sich mit Fragen beschäftigten wie: Wie erkennt man Begabungen, Talente oder Fähigkeiten bei Kindern? Wann soll eine Förderung einsetzen? Und wie sollte eine sinnvolle Förderung aussehen? Die vielleicht wichtigste Frage jedoch wird von den Ratgebern ausgelassen, nämlich: Wie wird aus dem Versprechen einer Begabung tatsächlicher Lebenserfolg? Wie kann jemand wie Ivar Niederberger so erfolgreich sein, obwohl er während der Schulzeit bestimmt nicht als begabter Schüler auffiel? Zu dieser Frage gibt es in den letzten Jahren zahlreiche Erkenntnisse.

Viele Eltern sind heute extrem verunsichert, in einem Klima von Globalisierung, ständig wachsendem wirtschaftlichen Druck und immer schnelleren technologischen und kulturellen Veränderungen. In den nächsten zwanzig Jahren könnten wir Veränderungen sehen, die so umfassend sind wie die, die zwischen 1900 und 2000 stattfanden – und dies könnte eine konservative Schätzung sein, meint Harvard-Psychologe Howard Gardner. Tatsächlich zeichnet sich ab, dass Arbeitnehmer in Zukunft ein hohes Bildungsniveau, Flexibilität und Fähigkeit zum schnellen Umlernen, multikulturelle Kompetenz, vielfältige Problemlösefähigkeit und unendliche Lernfreude, Sozialkompetenz und emotionale Stabilität aufweisen müssen, sollen sie auf einem globalen Marktplatz erfolgreich sein. Dies mag der Grund sein, dass viele Eltern zur Selbsthilfe greifen, wo die pädagogischen Institutionen scheinbar versagen: Mit vorgeburtlichem Enrichment – etwa Gespräche und klassische Musik fürs noch Ungeborene, mit Drill und Lernprogrammen für Dreijährige, und insgesamt Millionen Euros für Nachhilfeunterricht. Führen diese Maßnahmen zum gewünschten Erfolg? Verschaffen sie den Kindern einen Vorsprung?

Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Eltern und Ausbildungsverantwortliche, und dabei nicht nur an solche, die mit «begabten» Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Denn wenn die biografische, psychologische und neuropsychologische Forschung der letzten Jahre eines zeigt, dann sicher dies: Letztlich sind die Voraussetzungen für Erfolg komplexer, als viele dachten. Es gibt keine gerade kausale Linie von einem hohen Intelligenzquotienten oder ausgezeichneten Schulnoten zum Erfolg im Erwachsenenalter. Umgekehrt gibt es keine kausale Linie von Lernbehinderungen oder Aufmerksamkeitsstörungen zum Misserfolg.

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