Disziplinmanagement in der Schulklasse: Unterrichtsstörungen vorbeugen - Unterrichtsstörungen bewältigen

Disziplinmanagement in der Schulklasse: Unterrichtsstörungen vorbeugen - Unterrichtsstörungen bewältigen

von: Gustav Keller

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456945835

Sprache: Deutsch

129 Seiten, Download: 390 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Disziplinmanagement in der Schulklasse: Unterrichtsstörungen vorbeugen - Unterrichtsstörungen bewältigen



5 Ursachen von Unterrichtsstörungen (S. 29-30)

Wer störende Schüler verstehen und ihnen darüber hinaus pädagogisch begegnen will, muss hinter die Symptome schauen.
Rainer Winkel

Warum schwätzt Lara immer wieder mit Yara? Warum macht Sascha partout nicht mit? Warum beleidigt Taifun den Lehrer? Warum spielt Leon den Klassenclown? Warum kommt Kresho oft zu spät? Warum ist Deniz so zappelig? Warum macht Lukas selten seine Hausaufgaben? Für solche Störungen gibt es in den wenigsten Fällen die eine Ursache. Meist kommen mehrere Bedingungen zusammen, damit sich ein unterrichtliches Verhaltensproblem entwickelt. Die Entstehungsbedingungen können in der seelisch- körperlichen Entwicklung, in der Familie, in der Schule und im weiteren gesellschaftlichen Umfeld liegen. Im Folgenden werden die wichtigsten Erklärungsansätze näher beschrieben.

Entwicklungsverletzungen

Einer schulischen Verhaltensstörung können seelische Traumen zugrunde liegen, die sich in den ersten Kindheitsjahren in die Psyche einkerben. Typische Traumen sind Ablehnung, Misshandlung und Verstoßung. Zur Kompensation dieser Verletzungen und Kränkungen bilden sich häufig Fehlverhaltensweisen heraus, deren unbewusste Botschaften (private Logik) aus tiefenpsychologischer Sicht lauten:

«Störe, sonst wendet man sich dir nicht zu!»
«Übe Rache, wenn du verletzt worden bist!»
«Kämpfe um die Macht, sonst bleibst du ohnmächtig!»
«Stelle dich blöd, dann lässt man dich in Ruhe!»

Folge der seelischen Traumen sind nicht nur Fehlverhaltensweisen, sondern auch Moralentwicklungsstörungen. Das heißt: Aufgrund des zerstörten Urvertrauens sind die Kinder nicht bereit, sich mit den Bezugspersonen zu identifizieren und deren Werte zu verinnerlichen.

Entwicklungsverletzte Kinder und Jugendliche geraten dann mit Lehrpersonen in Konflikt, wenn diese sie an problematische Autoritätspersonen erinnern. Auslöser für diese Übertragung können sein: Geschlecht, Status, Hautfarbe, Gestik, Mimik, Stimme, Körpergröße, Körpergestalt, Meinungen, Einstellungen und Verhalten. Im Gefolge eines Übertragungsprozesses werden Beziehung und Kommunikation schwierig.

Aktuelle Entwicklungskrisen (Pubertät)

Besonders negativ auf das schulische Disziplinverhalten kann sich die Pubertät auswirken. Der seelisch-biologische Wandel, Misserfolge in der Schule, Schwierigkeiten bei der Akzeptanz in der Gleichaltrigengruppe und bei der Sinn- und Identitätsfindung führen zu Stimmungsproblemen und seelischen Spannungen, die sich aggressiv und depressiv ausdrücken können. Ebenso nimmt die Abneigung gegen Fremdbestimmung und Appelle zu ( = Appellallergie). Eine weitere Folge der Pubertät ist der Rückgang der Leistungsbereitschaft. Viele Jugendliche möchten jetzt das tun, was ihnen Spaß macht.

Schließlich wird der Moral- und Normkodex der Erwachsenen kritisch hinterfragt. Manche überschreiten ganz bewusst die gesetzten Grenzen. Solche Grenzüberschreitungen verschärfen sich dort, wo Jugendliche unter den Konformitätsdruck und die Einflussmacht von Cliquen, Banden, Sub- und Gegenkulturen geraten und unter Zwang Fehlverhalten produzieren.

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