Die Alternative - Wege und Weltbild des Alternativen Nobelpreises

Die Alternative - Wege und Weltbild des Alternativen Nobelpreises

von: Geseko Lüpke

Riemann, 2009

ISBN: 9783641010744

Sprache: Deutsch

481 Seiten, Download: 741 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Die Alternative - Wege und Weltbild des Alternativen Nobelpreises



Weltprobleme – Zukunftschancen (S. 69-70)

Die Bücherschränke aufrechter Ökologen sind voll von deprimierenden Nachrichten. Da verstauben die Grenzen des Wachstums, Global 2000 und ganze Reihen von jährlichen Berichten zur Lage der Welt aus der Feder des Worldwatch Institute. Und wer sie aus dem Regal zieht, stellt beim Durchblättern am leisen Knacken des Einbands oft fest, dass sie noch nie gelesen wurden: Lexika der Apokalypse, in denen nur nachgeschaut wird, wenn es gar nicht anders geht.

Aus der systemischen Perspektive sind nicht der Treibhauseffekt, das Ozonloch oder das Artensterben das eigentliche Problem, sondern das Phänomen der Verdrängung. In den verschachtelten Regelkreisen gesellschaftlicher Systeme wirkt sie wie eine undurchsichtige Mauer, an der die Nachrichten über den Zustand der Welt abprallen. In lebenden Systemen hat dieser psychologische Schutzwall fatale Wirkungen: Er unterbricht den Mechanismus der Rückkopplung.

Wenn wir das, was passiert, nicht mehr wahrnehmen wollen, können wir auf das, was nicht passieren soll, nicht mehr reagieren.Wir gleichen dann einem Menschen, der die Hand auf der heißen Herdplatte liegen hat und den Qualm zwischen den Fingern aufsteigen sieht, aber die Hand nicht wegzieht.Wenn das Feedback unterbrochen wird, stirbt ein wesentliches Element lebender Systeme – der Mechanismus der Selbstkorrektur. Mehr noch: Arten, die sich im Netz des Lebens isolieren, gehen das Risiko ein, selbst abzusterben – ganz so wie eine isolierte Zelle im neuronalen Netz des Gehirns.

Die Bedeutung des gegenwärtigen Wandels, dessen Zeugen und Mitgestalter wir sind, liegt darin, dass überall auf der Welt Men schen und kleine Gemeinschaften daran arbeiten, die Feedback- Schleifen wieder zu öffnen. Diesen Impuls der Selbstkorrektur mag es schon immer gegeben haben. Doch in der globalisierten Welt, in der in Sekundenschnelle Informationen übermittelt und jede beliebige Entfernung in 24 Stunden überbrückt werden kann, besteht erstmals die Chance, nicht nur die komplexe Dynamik einer globalen Krise zu begreifen, sondern auch die vielen kleinen Heilungen am globalen System als einen Prozess wahrzunehmen.

Dabei sind die Einsichten in die Krise und die Formen der Selbstkorrektur ebenso miteinander verbunden wie der organische Müll eines Komposthaufens mit dem wertvollen Humus, der aus ihm entsteht.Was ist auf dem Komposthaufen der Gegenwart zu sehen? Was verrottet langsam, was zerfällt schnell, welcher Nährboden entsteht, wo wachsen neue Triebe? Am Anfang des 21. Jahrhunderts stehen wir vor vier riesigen Problemfeldern, die eng miteinander zusammenhängen:

1. die Existenz und die Verbreitung von Atomwaffen und anderen Mitteln zur Massenvernichtung, in die weltweit ungeheure Summen investiert werden, die bei den Investitionen in die Nachhaltigkeit fehlen,
2. Hunger und unvorstellbares Elend, von dem mindestens 20 Prozent der Menschheit betroffen sind, vorwiegend in Ländern, die wir als »Dritte Welt« kategorisiert haben,
3. Umweltverschmutzung und eine Vernichtung von Ökosystemen und Gattungen in einem Umfang, der die Prozesse der Selbstkorrektur in der Biosphäre überfordert und eine Rückkehr zum ökologischen Gleichgewicht akut bedroht,
4. die zunehmende Unterdrückung durch Regierungen, welche die fundamentalen Menschenrechte verweigern, und eine entsprechend wachsende Zahl von Menschen, die noch nicht einmal einen minimalen Teil ihre Potenziale entwickeln können.

Alle diese Grundprobleme sind nicht nur miteinander verbunden, sondern verstärken sich gegenseitig im Sinne der oben beschriebenen »positiven Rückkopplung«: Krieg führt zu Armut, Umweltzerstörung und Unterdrückung. Armut führt ihrerseits zu Umweltzerstörung und provoziert ebenso Revolten wie politische Unterdrückung. Umweltzerstörung löst Armut ebenso aus, wie zahlreiche von außen übergestülpte »Entwicklungsprojekte« zu Umweltzerstörung geführt haben.

Kategorien

Service

Info/Kontakt