Praxisbuch AMDP - Psychopathologische Befunderhebung - Grundlagen und Anwendungsbeispiele

Praxisbuch AMDP - Psychopathologische Befunderhebung - Grundlagen und Anwendungsbeispiele

von: Rolf-Dieter Stieglitz, Achim Haug, Bernhard Kis, Silke Kleinschmidt, Andreas Thiel

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2017

ISBN: 9783840928529

Sprache: Deutsch

322 Seiten, Download: 2832 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Praxisbuch AMDP - Psychopathologische Befunderhebung - Grundlagen und Anwendungsbeispiele



11 AMDP im Kontext anderer Verfahren (S. 115-116)

Rolf-Dieter Stieglitz, Matthias Albers und Silke Kleinschmidt

11.1 Vorbemerkungen

Im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie bzw. Klinischen Psychologie gibt es zwischenzeitlich eine kaum noch zu überblickende Vielzahl von Untersuchungsverfahren, die in unterschiedlichen Bereichen Anwendung finden. Überblicke geben z. B. Geue et al. (2016) oder Strauß und Schumacher (2005) bzw. Stieglitz und Freyberger (2017). Die Verfahren haben unterschiedliche Indikationsbereiche, speziell werden diese als Outcome- Skalen zur Erfassung der Psychopathologie im Kontext von therapeutischen Interventionen eingesetzt.

In die Zeit der Entdeckung und Entwicklung der Psychopharmaka (vgl. auch Kapitel 1) in den 1950er Jahren fällt zeitversetzt um ca. 10 bis 15 Jahre die Entwicklung wichtiger Psychopathologieskalen wie die Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS; CIPS, 2015), die Inpatient Multidimensional Psychiatric Scale (IMPS; Hiller et al., 1986), die Present State Examination (PSE; Wing et al., 1982) oder die Comprehensive Psychiatric Rating Scale (CPRS; Åsberg et al., 1978), die alle zeitgleich mit dem AMDP-System entwickelt wurden (vgl. Tabelle 11.1 sowie Stieglitz, 2010). Einige davon sind auch heute noch im Einsatz. Dies betrifft vor allem die BPRS, die zwischenzeitlich in Modifikationen vorliegt, während die anderen heute kaum noch einen Stellenwert innerhalb der psychiatrisch-psychotherapeutischen Diagnostik haben wie die CPRS, aber leider auch die IMPS. 11.2 Multimodale Diagnostik

Eine Multimodale Diagnostik (vgl. den Überblick Baumann & Stieglitz, 2001) hat das Ziel, den vielfältigen Facetten eines Menschen dadurch gerecht zu werden, alle Ebenen zu berücksichtigen, die für psychische Störungen relevant sind, und mittels geeigneter Methoden abzubilden. In der klinischen Praxis ist eine derartige, alle Aspekte der Störung berücksichtigende Diagnostik sehr umfangreich und daher eher ein Ideal, das kaum bei jedem Patienten realisierbar ist. Daher gilt es im Einzelfall im Hinblick auf die im Vordergrund stehende Störungsdimension sowie die Assessmentziele, das entsprechende Verfahren auszuwählen. Zu berücksichtigen sind unterschiedliche Perspektiven der Beurteilung, verschiedene Merkmale des Individuums in Bezug auf unterschiedliche Funktionsbereiche sowie unterschiedliche Methoden. Allgemein wird unterschieden zwischen:
–– Datenebenen (Grundkategorien organismischer Merkmale: z. B. biologische, psychologische, soziale und ökologische Ebene),
–– Datenquellen (Informationsgeber: z. B. Selbst- und Fremdbeurteilung),
–– Konstrukte/Funktionsbereiche (Einheiten einzelner Datenebenen bzw. über einzelne Ebenen hinweg): z. B. psychologische Datenebene mit den Konstrukten Leben und Verhalten,
–– Untersuchungsverfahren: z. B. psychologische Verfahrensgruppe (z. B. Interviews, Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren), apparative Verfahren.

Multimodalität ist als ein allgemeines Rahmenmodell zu verstehen, das für die konkreten Untersuchungen des Einzelfalls die spezifische Auswahl von Untersuchungsverfahren notwendig macht.

Im Kontext der Psychiatrie und Psychotherapie spielen vor allen Dingen Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren zur Abbildung der psychologischen Datenebene eine herausragende Rolle. Zu beiden liegt zwischenzeitlich vor allem für den Depressionsbereich eine Vielzahl von vergleichenden Studien vor, die unabhängig von den erfassten Konstrukten zu folgenden Ergebnissen kommen (Stieglitz, 2008):
–– Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren korrelieren im Querschnitt oft nur in einer maximal mittleren Größenordnung.
–– Auf Einzelfallebene können sich zwischen Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren große Diskrepanzen zeigen.

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