Heilung durch Schreiben - Ein Arbeitsbuch zur Selbsthilfe

Heilung durch Schreiben - Ein Arbeitsbuch zur Selbsthilfe

von: Pennebaker James W.

Hogrefe AG, 2019

ISBN: 9783456959764

Sprache: Deutsch

184 Seiten, Download: 3324 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Heilung durch Schreiben - Ein Arbeitsbuch zur Selbsthilfe



2 Vorbereitung auf das Schreiben

Das nächste Kapitel stellt eine Grundübung des expressiven Schreibens vor. Die sich über vier Tage erstreckende Übung hat sich zur Verbesserung der psychischen und körperlichen Gesundheit vielfach als hilfreich erwiesen. Was die einfachen Anweisungen allerdings nicht vermitteln ist die Bedeutung des Umfelds beim Schreiben. Wo, wann und wie Sie schreiben, kann manchmal ebenso wichtig sein wie das, was Sie schriftlich niederlegen. Dieses Kapitel will Ihnen helfen, die Bühne für Ihren Schreibauftritt richtig vorzubereiten. Stellen Sie sich das expressive Schreiben am besten als eine Art Ritual vor. Damit es seine größtmögliche Wirkung entfaltet, ist es wichtig, Ort, Zeit und Atmosphäre sorgfältig zu wählen. Und während Sie ein günstiges Umfeld für Ihr Schreiben schaffen, können Sie auch gleich darüber nachdenken, welches Thema Sie sich für Ihr ganz persönliches Schreibprojekt vornehmen wollen.

Worüber schreiben?

Vordergründig ist dieses Arbeitsbuch für Menschen gedacht, die mit emotional belastenden Erfahrungen oder Traumata fertig werden müssen. Kennzeichnend für die meisten Traumata ist jedoch, dass sie direkt oder indirekt jeden Lebensbereich durchdringen. Für Ihr Schreibprojekt bedeutet dies, dass Sie anfangs vielleicht tatsächlich über ein klar abgrenzbares, tragisches Erlebnis schreiben, dann aber feststellen, dass Sie mit etwas ganz anderem weitermachen. Relativ oft habe ich z. B. erlebt, dass Menschen mit dem Tod eines Elternteils als traumatische Erfahrung beginnen und schon nach 15 Minuten bei den eigenen Eheproblemen sind. Das ist völlig in Ordnung. Folgende einfache Regeln sollen Ihnen helfen:

- Beginnen Sie mit einem emotional belastenden Erlebnis, das Sie bis heute beschäftigt. In den meisten Fällen ist dies ziemlich einfach auszumachen. Sie wissen, warum Sie Schlafprobleme haben oder immer wieder an ein bestimmtes Ereignis denken müssen. Beginnen Sie direkt mit diesem Ereignis. Wenn Sie dann nach einer Weile merken, dass Sie sich einem anderen Thema zuwenden, folgen Sie ruhig diesem inneren Wegweiser.

- Vertrauen Sie der Richtung, die Ihr Schreiben nimmt. Wie gesagt, könnte es sein, dass Sie mit einem Trauma beginnen, nach einiger Zeit aber feststellen, dass Sie während des Schreibens bei anderen Themen gelandet sind. Solange diese anderen Themen emotional für Sie bedeutsam sind, sollten Sie dabei bleiben. Wenn Sie sich jedoch dabei ertappen, dass Sie darüber schreiben, was Sie gern zum Abendessen hätten, oder irgendein anderes Thema verfolgen, dass im Grunde nur dazu geeignet ist, Sie abzulenken, zwingen Sie sich, zu Ihrem Trauma zurückzukehren. Anders ist es, wenn Sie merken, dass das Schreiben über das Trauma anfängt, Sie zu langweilen. In dem Fall sollten Sie das Thema wechseln. Überlegen Sie, welche emotionalen Probleme Sie nachts wach halten bzw. welchen Fragen Sie am stärksten aus dem Weg gehen.

- Lassen Sie schlafende Hunde ruhen. Wir alle haben im Laufe unseres Lebens schmerzhafte Erfahrungen sammeln und mit ihnen fertig werden müssen. An viele denken wir nicht mehr – sie scheinen uns nicht mehr wirklich zu berühren. Wenn solche alten Themen für Ihr jetziges Leben nicht mehr relevant sind, warum sollten Sie dann darüber schreiben?

- Schreiben Sie nur über Traumata, die Ihnen bewusst sind. In der Vergangenheit ist viel über so genannte verdrängte Erinnerungen geschrieben worden. Dahinter steht die Vorstellung, dass viele Menschen schreckliche Kindheitserlebnisse hatten, an die sie sich nicht mehr bewusst erinnern können; sexueller Missbrauch spielt dabei eine besondere Rolle. Falls Sie an ein bestimmtes Kindheitserlebnis keine Erinnerung haben, sollten Sie davon ausgehen, dass es niemals stattgefunden hat. Schreiben Sie nur über Traumata und belastende Erlebnisse, die in ihrem Bewusstsein gespeichert sind. Auf diese Weise sparen Sie unter Umständen tausende an Therapie- und möglicherweise sogar Gerichtskosten.

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