Ratgeber Suizidalität - Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher

Ratgeber Suizidalität - Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher

von: Christoph Wewetzer, Kurt Quaschner

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2019

ISBN: 9783840929236

Sprache: Deutsch

58 Seiten, Download: 2204 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Ratgeber Suizidalität - Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher



3 Wie kommt es zu suizidalen Gedanken und suizidalen Handlungen?

Suizidalität meint eine breite Symptomatik beginnend von bei Jugendlichen häufig anzutreffenden unkonkreten Suizidideen und Suizidgedanken bis hin zu konkreten Suizidversuchen. Bei bestehenden Suizidideen beschäftigt sich das Kind oder der Jugendliche mit folgenden Gedanken: „Wie wäre es, wenn ich tot bin? Wie würde mein Umfeld reagieren? Wie meine Familie, mein Freund, meine Freundin?“ Diesen Gedanken liegt anfangs zumeist keine konkrete Vorstellung über Möglichkeiten der Selbsttötung zugrunde. Oft treten diese Gedanken in Zusammenhang mit Problemen in der Familie, mit den Freunden oder der Schule auf. Der/Die Jugendliche setzt sich zunächst meist alleine mit diesem Thema gedanklich auseinander, ohne es mit Freunden zu besprechen. Sind diese Gedanken nicht eine vorübergehende Erscheinung und wird die Auseinandersetzung mit der Selbsttötung konkreter, kommt es in der Regel im persönlichen Umfeld des/der Jugendlichen zu Gesprächen und auch zu Ankündigungen von möglichen suizidalen Handlungen.

Grundsätzlich können Ankündigungen von suizidalen Handlungen aus unterschiedlichen Motiven gemacht werden. Sie können einen sogenannten appellativen Charakter haben, indem sie signalisieren, dass die betroffene Person sich Hilfe und Unterstützung wünscht und benötigt. Die Ankündigungen können aber auch zum Ziel haben, mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung auf sich zu ziehen oder ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Immer wieder werden auch Suizidankündigungen als Drohung eingesetzt (z. B. „Wenn du dich von mir trennst, dann tue ich mir etwas an“). Unabhängig vom Motiv können alle diese Ankündigungen zu Suizidversuchen führen.

Nicht wenige Kinder und Jugendliche geben als Motiv für suizidales Verhalten an, dass ihnen einfach alles zu viel sei und sie eigentlich nur ihre Ruhe wollen. Dies zeigt sich oft im Zusammenhang mit schulischen Leistungsproblemen oder bei Konflikten im familiären Umfeld. Bei anderen Kindern und Jugendlichen kann es aus emotionalen Krisen heraus zu einem impulshaft durchgeführten Suizidversuch kommen.

Merke: Warnhinweise für suizidales Verhalten
• Gefühle von Verzweiflung, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit.
• Geringes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
• Gefühl des Unverstandenseins mit ausgeprägtem Grübeln.
• Sozialer Rückzug bis hin zur Isolierung, Initiativ- und Interessenlosigkeit.
• Traurige und niedergeschlagene Stimmung mit Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.
• Äußerungen über die Sinnlosigkeit des Lebens.

Die Ursachen, die zu suizidalen Gedanken und suizidalen Handlungen führen, sind also vielfältig. Es kommt sowohl neurobiologischen Faktoren als auch der seelischen Verfassung, familiären Bedingungen und gesellschaftlich/ sozialen Faktoren eine Bedeutung zu. Bei den neurobiologischen Faktoren spielen beispielsweise genetische Aspekte, aber auch eine erhöhte Anfälligkeit für seelische Störungen sowie eine biologisch bedingte erhöhte Impulsivität eine Rolle. So können z. B. stattgefundene Suizide in der Familie das Risiko für Suizidalität bei Verwandten erhöhen.

An seelischen Faktoren finden sich gehäufte traumatische Erlebnisse in der Kindheit, zusätzliche seelische Störungen, aber auch aktuell bestehende Probleme wie z. B. Mobbing.

Im Hinblick auf die familiäre Situation findet sich eine ganze Reihe von besonderen familiären Bedingungen und Problemen, die in den Familien vermehrt auftreten, in denen Suizidalität bei einem Kind oder einem/einer Jugendlichen besteht, wie z. B. Abwesenheit eines oder beider Elternteile durch Trennung, Scheidung oder Tod. Aber auch das Bestehen von ausgeprägten familiären Konflikten spielt eine große Rolle sowie das Vorhandensein von seelischen Störungen bei den Eltern.

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