Pathologisches Grübeln

Pathologisches Grübeln

von: Tobias Teismann, Thomas Ehring

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2019

ISBN: 9783840927485

Sprache: Deutsch

119 Seiten, Download: 2248 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Pathologisches Grübeln



2 Störungstheorien und -modelle

Vor dem Hintergrund des mit vielfältigen negativen Konsequenzen verbundenen anhaltenden Grübelns stellt sich die Frage, warum Personen grübeln und wodurch der Grübelprozess aufrechterhalten wird. In den vergangenen Jahren wurden hierzu verschiedene psychologische Erklärungsmodelle entwickelt und evaluiert.

2.1 Response Styles-Theorie

Nolen-Hoeksema (1991) hat mit ihren Arbeiten zur Theorie der Reaktionsstile (engl. Response Styles Theory; RST) die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen von Grübelprozessen vorangetrieben. Grundannahme ihrer Theorie ist, dass das Grübeln über Symptome, deren Ursachen und Konsequenzen dysphorische bzw. depressive Verstimmungen aufrechterhält und verstärkt, während kognitive und verhaltensmäßige Ablenkung diese abschwächt und verkürzt. Den negativen Effekt depressiven Grübelns führt Nolen-Hoeksema (1991) darauf zurück, dass durch die Fokussierung auf negative Emotionen stimmungskongruente Kognitionen aktiviert werden und die Personen in einen Aufschaukelungsprozess, bestehend aus negativen Interpretationen, Bewertungen und Erinnerungen, geraten. Zudem werden Interferenzen des Ruminierens mit der Konzentration, dem Problemlösen und der Handlungsinitiierung sowie negative Auswirkungen auf interpersonelle Beziehungen erwartet (vgl. Abb. 2).

In einem intensiven Forschungsprogramm wurden die Annahmen der RST in den vergangenen Jahrzehnten mit verschiedenen methodischen Ansätzen untersucht (Nolen-Hoeksema et al., 2008; Watkins, 2008): In experimentellen Untersuchungen zur Wirkweise ruminativer Reaktionen konnte wiederholt gezeigt werden, dass Rumination zu einer Verstärkung negativen Denkens im Sinne einer Zunahme pessimistischer Attributionsmuster, negativer Zukunftsprognosen sowie kritischer Selbstbewertung führt und mit einem vermehrten Abruf negativer Erinnerungen, einer reduzierten Spezifität autobiografischer Erinnerungen und reduzierter Konzentrationsfähigkeit einhergeht.

Darüber hinaus zeigte sich in verschiedenen Untersuchungen, dass ruminierende Reaktionen mit einer geringeren Problemlösekompetenz wie auch vermehrter Unsicherheit bezüglich der Güte generierter Lösungen assoziiert sind. In Längsschnittuntersuchungen ließ sich zudem zeigen, dass das Ausmaß dispositioneller Rumination signifikant zur Vorhersage späterer Depressionswerte bzw. depressiver Episoden beiträgt.

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