Körperrhetorik - Eine Anleitung zum Gedankenlesen... und zeigen

Körperrhetorik - Eine Anleitung zum Gedankenlesen... und zeigen

von: Nadine Kmoth

mvg Verlag NICHT VERWENDEN, 2005

ISBN: 9783636070302

Sprache: Deutsch

273 Seiten, Download: 1389 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Körperrhetorik - Eine Anleitung zum Gedankenlesen... und zeigen



1. ELEMENT, MONTAG

ICH SEHE WAS, WAS DU NICHT SIEHST – DIE UNGESCHRIEBENEN GESETZE DES ZWISCHENMENSCHLICHEN MITEINANDERS (S. 39-42)

Sie alle kennen die Straßenverkehrsordnung StVO. Sie ist ein Regelwerk, das dem Autofahrer und dem Fußgänger den Verkehr durch vereinbarte Regeln auf der Straße erleichtert.

Ähnliche Regeln existieren auch im zwischenmenschlichen Miteinander, nur dass die meisten dieser Regeln nicht als Gesetz schriftlich festgehalten sind. Über die 40.000 Jahre hinweg, in denen der Homo sapiens in Gemeinschaften lebte, entwickelten sich Verhaltensweisen – ähnlich die der StVO –, die es uns ermöglichen, miteinander auszukommen.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und lebt in der Gemeinschaft, weswegen er Regeln benötigt. Würden alle Menschen in einzelnen Behausungen jeweils 15 Kilometer voneinander entfernt leben, so brauchten sie keine Regeln – höchstens ein paar kleine Hausgesetze.

Gehen Sie einmal durch eine Vorstadtsiedlung, Haus an Haus, Garten an Garten und Zaun an Zaun. Ich denke, dass die Menschen es so dicht an dicht mögen. Man fühlt sich ein bisschen wie eine Herde Schafe, die sich vor dem bösen Wolf schützen will.

Übertragen Sie dieses Bild auf das einzelne Individuum, so werden Sie feststellen, dass die Gewohnheit, ein Stückchen Erde für sich zu beanspruchen, ohne dass der andere dort hineindarf, immer wieder im täglichen und sogar nächtlichen Miteinander auftaucht. Mein Stuhl, mein Teller und meine Betthälfte. Das sind Territorialansprüche, die mit den Distanzzonen in Zusammenhang stehen. Das sind die persönlichen Zonen, die um jeden Menschen herum existieren – ähnlich wie die Bannmeile um das Parlament.

Aus diesem Territorialanspruch entsteht selbstverständlich auch ein Territorialverhalten, damit der andere auch sieht, wo er sich be.ndet. Sich „verhalten" bedeutet hier sich bewegen, und Bewegung bedeutet Körpersprache.

Und selbst wenn wir uns nicht bewegen: Wir können nicht nicht, wirken! Als unsere fernen Vorfahren noch mit Keulen und Stöcken herumliefen, wurde nach dem Prinzip des Stärkeren gelebt und gehandelt. Der Stärkste in der Gruppe, der sich unter der Ansammlung von Keulenträgern behaupten konnte, wurde geachtet und zwangsläu.g akzeptiert, sonst gab’s eins über den Schädel. Das ist übrigens in heutigen Teams und auch Familien nicht anders. Auch da gibt es die so genannten Alpha-Rüden, die gerne die „mentale Keule" herausholen oder sich auf die physisch nicht mehr vorhandene Gorillabrust trommeln.

Er, der Stärkste, hatte den höchsten Machtanspruch. Das spiegelte sich natürlich auch in der größten Höhle wider, aber auch in der körperlichen Distanz seiner Sippenmitglieder zu ihm. Er konnte Macht und Ansehen durch körperliche Stärke beweisen, zum Beispiel durch das regelmäßige Heranschaffen von Nahrung, die zum Verzehr für die Allgemeinheit bestimmt war. Er, der Chef, schuf sich so seine Freiräume in seiner Gesellschaft. Die anderen akzeptierten diese Macht und gewährten ihm diesen Freiraum auch. Einen Mercedes der S-Klasse könnte man übrigens heute im übertragenen Sinne auch als eine Art von Keule bezeichnen, mir der man sich in unserer Gesellschaft Macht und Ansehen verschafft.

Auch im 21. Jahrhundert geht es um Macht und Ansehen und um das Bestreben, sich Freiräume zu schaffen. Keiner würde sich zum Beispiel erlauben, einem Polizisten nahe zu treten. Durch die Uniform verweist er uns automatisch auf einen respektvollen Abstand.

Kategorien

Service

Info/Kontakt