Rhetorik - live

Rhetorik - live

von: Peter Flume

Haufe Verlag, 2005

ISBN: 9783448068122

Sprache: Deutsch

171 Seiten, Download: 1384 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Rhetorik - live



Negative Dialektik oder die Kunst, immer Recht zu behalten (S. 142-144)

Situationen, in denen es hart auf hart kommt, werden von vielen auch als Situationen negativer Dialektik bezeichnet. Dies resultiert vielleicht daher, dass Schopenhauer 38 Kunstgriffe, Recht zu behalten, unter dem Stichwort „Eristi sche Dialektik" zusammengefasst hat und diese sich wunderbar aus dem Zu sammenhang reißen und zitieren lassen. Dass dies möglich ist, liegt unter an derem daran, dass seit Platon, der die Dialektik als Mittel der Gesprächsführung benannte, eine Verwirrung darüber herrscht, was denn nun die Dialektik ist. Platon selber bezeichnete zunächst nur den sokratischen Dialog als Dialektik. Später unterscheidet er drei Verfahren, das Elenchos, das Hypothesis und das DihairesisVerfahren, die alle der Dialektik zuzuordnen sind.

Aristoteles bezieht sich in seiner Topik dann vermutlich auf die Dialektik des Platon im Sinne einer logischen Argumentation, mit der Aussagen durch Frage und Antwort auf ihre Stichhaltigkeit geprüft werden sollten.

Mit Hegel kam dann ein weiterer Dialektikbegriff ins Spiel, der in der Folgezeit heftig diskutiert wurde. Laut Hegel dient die Dialektik dem Prozess der geistigen Selbstfindung beim Menschen. Dabei entwickelt die Dialektik ihre Kraft aus dem Prozess des Widerspruchs als Negation, die das Verneinen seines Zustands an sich selbst vollstreckt. Dadurch erreicht Hegel ein „Aufheben" mit dreifacher Bedeutung: Abschaffen/Auflösen, Aufbewahren und Emporheben.

Dass über die Dialektik in der Folgezeit im Wesentlichen eine Auseinanderset zung in der Philosophie stattfand, tat der Tatsache, dass der Begriff auch heute noch umgangssprachlich im Zusammenhang mit Rede und Gegenrede ge braucht und meist in den eingangs erwähnten negativen Kontext gestellt wird, keinen Abbruch. Dabei ist das gemeinsame Prinzip einer Wahrheits- oder Er kenntnisfindung, das den Begriff eigentlich geprägt hat, immer mehr in den Hintergrund gerückt.

Situation 10: Spontane Frage, spontane Antwort

„Herr Maier, Sie sind doch der Experte, kommen Sie bitte mal nach vorn und sagen Sie uns, was Sie von dem geplanten Vorgehen halten!" Schlimmer kann’s nicht kommen. Plötzlich müssen Sie vor versammelter Mannschaft sprechen und haben nichts, aber auch gar nichts vorbereitet. Dabei wird im Nachhinein jedes Ihrer Worte auf die Goldwaage gelegt werden. Diese Situation ist nicht untypisch. Denken Sie beispielsweise an Interviews vor laufender Kamera: Da taucht ungeahnt und unvorbereitet eine Frage auf, das nun folgende Statement wird in viele Tausend Wohn zimmer übertragen und am nächsten Tag in der Zeitung diskutiert. Gelingt es wohl unseren Protagonisten, in ihren spontanen Reden die häufigsten Stolperfallen zu umschiffen? Christian Hurtig jedenfalls wirkt ziemlich überrumpelt, als Rüdiger Macht ihn um ein Statement bittet.

Rede 1: Was sagt denn der Experte?

Christian Hurtig hat durch die Übernahme eine neue Funktion bei Automated Systems angetreten. Nun ist er verantwortlich für IT-Sicherheitskonzepte. Im Augenblick wohnt er einer Sitzung bei, auf der sich die unterschiedlichen Fachabteilungen austauschen.

Macht: … und in diesem Zusammenhang betone ich noch einmal: Die Schwachstellen im System sind nicht in der Technik, sondern bei den Mitarbeitern zu suchen. Herr Hurtig, Sie können das doch bestätigen, oder was sagen Sie zu unseren Sicherheitsvorkehrungen?

Hurtig (überrascht): Also, wenn wir unser System als Ganzes betrachten, dann … ja. Wir verfügen über eine mehrfach abgesicherte Firewall und einen sowohl nach innen als auch nach außen wirksamen Virenschutz. Ach ja, natürlich ist auch das Rights Management auf die Sicherheitsanforderungen abgestimmt. Zuhörer (kritisch): Was heißt das jetzt? Sind wir safe oder nicht?

Hurtig (zögerlich): So einfach ist das nicht. Äh, die Basis eines sicheren Systems ist ja nicht nur die Abschirmung. Ich kann Ihnen hier gerne mal aufzeichnen, wie unsere Server-Architektur angelegt ist. (er geht zum Flip-Chart) Also, wir verfügen über mehrere redundante File-Server sowie über … Macht (ungeduldig): Herr Hurtig will damit zum Ausdruck bringen, dass unsere Architektur sicher ist, der Mensch jedoch die größte Schwachstelle darstellt.

Hurtig (vorsichtig): Eigentlich, Herr Macht, wollte ich auch darauf hinweisen, dass im Bereich der Anbindung einiger KCs durchaus noch Schwachstellen liegen.

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