Das Vorstellungsgespräch - live

Das Vorstellungsgespräch - live

von: Claus P. Müller-Thurau

Haufe Verlag, 2005

ISBN: 9783448068832

Sprache: Deutsch

174 Seiten, Download: 723 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Das Vorstellungsgespräch - live



Fakten & Hintergründe (S. 85-86)

„Success is the ability to go from one failure to another with no loss of enthusiasm", so sah es Churchill. Für das berufliche Fortkommen ist entscheidend, wie man mit seinen Niederlagen richtig umgeht: Schwache Persönlichkeiten suchen ihr Seelenheil im Verleugnen und Vertuschen, starke Persönlichkeiten wissen, was sie ihren Niederlagen schuldig sind.

Wahrhaftigkeit ist gefragt

Die Akademie für Führungskräfte in Bad Harzburg hat gestandene Führungskräfte gefragt, auf welche Kompetenzen es in Krisenzeiten besonders ankomme. Mit 62 Prozent der Nennungen kam „Wahrhaftigkeit" auf den ersten Platz. Besonders hoch im Kurs steht dieses Merkmal bei weiblichen Führungskräften. Mit der Gestaltung seines Lebenslaufs kann ein Bewerber zeigen, wie er es mit dieser Eigenschaft hält – und erst recht natürlich im Vorstellungsgespräch. Es empfiehlt sich der beherzte Umgang mit eventuellen Unebenheiten im Lebenslauf. Offenheit wird eher belohnt als der meist untaugliche Versuch, unglückliche Entscheidungen oder Misserfolge zu verbergen. Hier einige Hinweise:

- Eine eventuell vorzeitig beendete Probezeit muss erwähnt werden. Erstens ist das Risiko groß, dass die Sache auffliegt und zweitens kann man vom Scheitern einer Probezeit für den nächsten Anlauf profitieren. Aber nur, wenn man dies nicht als Makel empfindet, sondern als „Lehrgeld", das nicht umsonst investiert wurde.

- Eine größere zeitliche Lücke zwischen Berufsausbildung oder Studium und einer Anstellung muss „aufgeklärt" werden. Andernfalls wird unterstellt, dass man etwas verstecken möchte. Gerade in diesen Zeiten ist es nicht anrüchig, wenn die Suche nach einem passenden Job länger dauert.

- Durch Mutterschaft und Kindererziehung bedingte Pausen gehören selbstverständlich in den Lebenslauf.

- Männliche Bewerber, die sich vorübergehend eine Auszeit für die Kinder erlaubt haben, sollten dazu stehen. In einer Firma, die dies negativ bewertet, würden sie sowieso nicht glücklich werden.

- Wer sich während der Bewerbungsphase in keinem festen Arbeitsverhältnis befindet, sollte sich dazu bekennen. Die Formulierung „zur Zeit ohne An- stellung" schadet einem in der Regel am meisten, wenn man sie vorsätzlich weglässt.

- Zu einer längeren Reise durch Asien oder Amerika darf man ebenfalls stehen. Möglicherweise ist der Adressat nach einem Ausbildungsabschnitt auch erst einmal „on tour" gegangen. Man muss die Sache aber nicht unbedingt zur „Studienreise" erhöhen.

- Krankheiten und Reha-Phasen sind ein schicksalhafter Teil der Biografie. Die dadurch entstandenen Lücken bitte nicht ausblenden. Aus unerfreulichen Lebensphasen, die gemeistert wurden, kann man bekanntlich gestärkt hervorgehen.

- Eventuelle Behinderungen sollten erwähnt und der Grad der Beeinträchtigung knapp beschrieben werden. Es gibt viele Firmen, die mit behinderten Mitarbeitern gute Erfahrungen gemacht haben.

- Dichtung und Wahrheit

Ein Beispiel: Der Bewerber hat zunächst sechs Semester Germanistik und dann 14 Semester Informatik studiert, mit einem überdurchschnittlich guten Abschluss. Auch deshalb wurde er – neben den exzellenten Praktikazeugnissen – eingeladen. Natürlich wird die lange Studiendauer angesprochen. Den Abbruch des Germanistikstudiums begründet er mit schlechten Berufschancen und die 14 Informatiksemester mit überfüllten Hörsälen und Seminaren. Außerdem hätte er jobben müssen, weil seine Eltern ihn finanziell nicht unterstützen wollten. Der Blick auf die Vordiplomzeugnisse in Germanistik und Informatik zeigt allerdings, dass dem Bewerber ein Grundlagenstudium offenbar überhaupt nicht liegt. Hier hat er viel Zeit vertan und miese Noten erzielt.

Die meisten Bewerber begründen den Abbruch einer Ausbildung bzw. eines Studiums damit, dass Ihnen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Berufsbilds gekommen seien. Sie kollidieren damit allerdings mit einer Lebenserfahrung, die bis zum Beweis des Gegenteils gilt: Wer für eine Sache „innerlich brennt", zieht sie durch und ist am Ende auch beruflich erfolgreich. Völlig unklug ist der Hinweis auf die Studienbedingungen, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Dieser Umstand trifft bekanntlich (fast) alle Studierenden. Die wirklich Guten, so wird der unausgesprochene Einwand vieler Entscheidungsträger in Personalangelegenheiten lauten, machen ihren Weg auch und gerade unter widrigen Bedingungen.

Machen Sie ein Gedankenexperiment zu folgender Frage: Was erwarten Sie von Ihrem zukünftigen Vorgesetzten, wenn er etwas falsch gemacht oder versäumt hat, und Sie davon direkt betroffen sind? Natürlich: Er soll dazu stehen.

Ein anderer Fall: Der 38-jährige Betriebswirt hatte eine tolle Bewerbung eingereicht und wirkte auch im Gespräch souverän: Prädikatsexamen, vier erfolgreiche Jahre als stellvertretender Vertriebsleiter einer Maschinenbaufirma (sehr gutes Zeugnis), solide Auslandserfahrungen, ein nachträglich erworbener Abschluss als MBA in London etc. Der Personalchef, bei dem sich der so überaus überzeugende Kandidat vorstellte, hatte dann doch ein etwas komisches Gefühl und schaltete die britische Control Risks Group mit der Bitte ein, die Bewerbungsunterlagen zu überprüfen. Das Ergebnis: Einige Zeugnisse waren schlicht gefälscht und die Auslandserfahrungen bestanden aus einigen Sprachkursen.

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