Die souveräne Stimme - Ganzheitliches Sprechtraining

Die souveräne Stimme - Ganzheitliches Sprechtraining

von: Olaf Nollmeyer

Gabal Verlag, 2005

ISBN: 9783862000494

Sprache: Deutsch

196 Seiten, Download: 1793 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Die souveräne Stimme - Ganzheitliches Sprechtraining



7. Die natürlichste Sache der Welt? (S. 137-138)

Die Anforderungen an die Stimme eines Lehrers, Trainers, Dozenten oder Präsentators sind hoch. Die stimmliche Belastung ist mit derjenigen von Schauspielern oder Sängern vergleichbar. Trotzdem nimmt die Stimme im Berufsbild (Ausbildung, Arbeitsbedingungen, Prävention) in der Mehrzahl der Stimmberufe einen verschwindend kleinen Platz ein.

Dieses Kapitel klärt, warum das so ist, welche Folgen es für Sie (auch beim Üben!) hat, und wie Sie die Stimme konstruktiv in Ihr Berufsbild einfügen können. Das Einfügen der Stimme in Ihr persönliches Berufsbild ermöglicht es Ihnen, einen adäquaten Blickwinkel auf die Anforderungen an Ihre Stimme zu bekommen und angemessen darauf zu reagieren.

7.1 Die Anforderungen an Ihre Stimme
Die Übersicht der Anforderungen, denen ein professioneller Sprecher im Alltag ausgesetzt ist, sieht etwa so aus:

- Ungünstige Räume (schlechte Akustik, negative klimatische Bedingungen)
- Störschall
- Lange Sprechdauer
- Ebenenwechsel (Inhalt – Beziehung)

Die meisten dieser Faktoren sind extern, das hießt, es liegt nicht oder nur sehr begrenzt in Ihrer Macht, sie zu beeinflussen.Was aber in Ihrem Einflussbereich liegt, ist Ihre Reaktion auf die Umstände, Ihr Umgang mit diesen externen Faktoren. Die Stimmarbeit in diesem Buch liefert für diese internen Faktoren die entsprechenden Werkzeuge. Auf den folgenden Seiten werden die einzelnen Punkte der Anforderungsübersicht näher erläutert.

Ungünstige Räume

Die meisten Räume, in denen Sprechberufler arbeiten, sind für das Sprechen ungünstig ausgelegt. Klimaanlagen, rauschende Computer oder andere Geräte erzeugen permanenten Störschall, der wichtige Stimmanteile „verschluckt" und so die Hörbarkeit der Stimme erschwert. Was hier momentweise mit erhöhtem Aufwand seitens des Sprechers kompensiert werden kann, wird auf Dauer anstrengend, ermüdend und letztlich schädlich.

Oft sind die Räume zu trocken. Dies betrifft sowohl die Akustik als auch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Ein im akustischen Sinne trockener Raum ist ein Problem, weil die Stimme sofort „weg" ist, das heißt, wenig vom Stimmklang an den Sprecher zurückgeworfen, also reflektiert wird. Dies erschwert ihm die Steuerung der für das Sprechen notwendigen körperlichen Einstellungen. Das ist so, als wäre beim Autofahren die Windschutzscheibe permanent mit einem Schmutzfilm überzogen, der Straße und Außenwelt nur schemenhaft erkennen lässt.

-> Mehr dazu erfahren Sie im Abschnitt Handlungsentwurf des Gehirns im Kapitel Hintergründe.

Ein trockenes Raumklima trocknet Mund, Rachen und Hals aus und erschwert damit die Schwingungsfähigkeit der Stimmlippen. Die Folge: Die Stimme wird rau.

Das Gegenteil von akustisch zu trockenen Zimmern bzw. Sälen sind zu hallige Räume, in denen sich schon zwei oder drei Stimmen zu einer höllischen Kakophonie überlagern.Viele Klassenzimmer eignen sich für diese „Kunstform", ebenso Pausenhallen in Schulen, Foyers, Großraumbüros und andere Räume.

Der Grund für derart suboptimale bauliche Bedingungen liegt darin, dass die Bedeutung der Stimme in den meisten Sprechkontexten – wie eingangs erwähnt – völlig unterschätzt wird und ihrer Funktionsweise zu wenig Beachtung zukommt. Denn es gibt ja durchaus Räume, die der Stimme entgegenkommen, die ihr sogar zu Größe verhelfen: Theaterbühnen, Konzertsäle und Opernhäuser seien als Beispiele genannt.

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