Handelsblatt Karriere und Management Band 3: Das Geheimnis außergewöhnlich erfolgreicher Karrieren

ERFOLGSPRINZIP 3 Überwinden Sie das Berechtigungsparadoxon (S. 112-113)

Eine Fähigkeit nutzt wenig ohne Gelegenheit, sie einzusetzen.Napoleon Bonaparte

Große Aufgaben werden gewöhnlich jenen Männern zuteil, die ihre Fähigkeit bewiesen haben, kleinen zu entwachsen.Ralph Waldo Emerson

Die Karrierezwickmühle

Das Berechtigungsparadoxon ist eine große Zwickmühle im Geschäftsleben: Ohne Erfahrung kriegen Sie den Job nicht, und ohne den Job können Sie keine Erfahrung sammeln. VieleMenschen sind von ihren Fähigkeiten überzeugt, falls man ihnen dieChance gibt, etwas zu leisten. Aber der schwierigste Teil besteht darin, die Erlaubnis zu erhalten, diese Fähigkeiten zu demonstrieren und neue Erfahrungen zu sammeln. Das ist das Berechtigungsparadoxon. Sie möchten vielleicht CEO werden, in eine Topmanagementposition aufsteigen oder innerhalb Ihres Unternehmens mehr Einfluss haben, aber solange Sie nicht die Erlaubnis haben, eine umfassendere Aufgabe zu übernehmen, werden Sie Ihre Ziele nicht erreichen. Wie gehen Sie es an, die Erlaubnis zu bekommen, beeindrucken zu können?

Das Berechtigungsparadoxon kann zu einem echten Hindernis werden, und es ist sehr häufig eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Erfolgreiche Führungskräfte haben im Unterschied zu vielen anderen Managern selten Schwierigkeiten damit, Zugang zu den entscheidenden Möglichkeiten innerhalb ihrer Karriere zu erlangen. Sie wissen, dass das Geheimnis darin besteht, einen Weg zu finden, sich die erforderliche Erfahrung anzueignen, um weiterzukommen. Manchmal sind es die einmal alle zehn Jahre vorkommenden, die Karriere bestimmenden Erfahrungen, ein anderes Mal sind es die schrittweisen, jedoch konkreten Ereignisse, die Ihre Karriere auf die nächste Ebene befördern. Dennoch unterscheiden sich die außergewöhnlich erfolgreichen Karrieren von den mittelmäßigen durch die Fähigkeit, Zugang zu entscheidenden Erfahrungen zu erhalten.

Wichtige Meilensteine in der Karriere Georg Koflers, des heutigen Chefs des Bezahlfernsehens Premiere, sind als Überwindung des Berechtigungsparadoxons zu interpretieren. Der gebürtige Südtiroler Kofler, ausgestattet mit einer sehr guten Intuition für Menschen und einem natürlichen Instinkt für die Medienbranche, wollte mit 17 Jahren Journalist werden. Er studierte Publizistik und ging dann zum österreichischen Fernsehen ORF. Als talentierter und intelligenter junger Mann fiel er bald dem Übervater des Senders, dem Generalintendanten Gerd Bacher auf. Als persönlicher Referent Bachers konnte er in der engen Zusammenarbeit mit dem damals wohl mächtigsten Mann der österreichischen Medienszene früh tiefe Einblicke und Erfahrungen gewinnen. Das aufregende Leben an der Schnittstelle von Politik und Information kam Koflers Naturell sehr entgegen.