Entwicklungsdiagnostik

Entwicklungsdiagnostik

von: Günter Esser, Franz Petermann

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783840922329

Sprache: Deutsch

169 Seiten, Download: 1689 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Entwicklungsdiagnostik



"3 Leistungsfähigkeit entwicklungs - diagnostischer Instrumente (S. 23-24)

3.1 Chancen und Grenzen der Entwicklungsdiagnostik

Die besondere Stärke von Entwicklungstests liegt in der Möglichkeit der Frühdiagnose von Entwicklungsabweichungen oder -verzögerungen. Wie bereits beschrieben, liefern Entwicklungstests differenzierte Informationen in Bezug auf ein breites Leistungsspektrum des Kindes. Sie ermöglichen zumeist eine Profildarstellung über verschiedene Leistungsbereiche (Körpermotorik, Sprachentwicklung, kognitive Entwicklung) und erlauben damit präzise quantitative Aussagen durch differenzierte Kategorien. Durch die Erstellung von Entwicklungsprognosen soll möglichen Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegengewirkt werden (Petermann & Macha, 2005a).

Das moderne Modell der Entwicklung verdeutlicht, dass Entwicklung beeinflussbar und gestaltbar ist, womit auf die Chancen von Entwicklungsdiagnostik hingewiesen wird. Gleichzeitig müssen jedoch auch das hohe Irrtumsrisiko beim Erstellen von Entwicklungsprognosen und damit die Grenzen der Entwicklungsdiagnostik aufgezeigt werden. Fehlerhafte oder undifferenzierte Aussagen über den Entwicklungsstand und Entwicklungsverlauf eines Kindes können einerseits überhöhte Erwartungen bei den Eltern wecken und zum Überschätzen von Möglichkeiten des Kindes und damit in Folge auch zu Überforderungssituationen führen. Sie können andererseits auch Hilflosigkeit, Angst und Enttäuschung sowie eigene Versagensgefühle bei den Eltern auslösen, zum Versäumen von Chancen und zur Durch - führung nutzloser Untersuchungen beitragen (Fuiko, 2003). Somit müssen neben den Chancen, die die Entwicklungsdiagnostik bietet, auch deren Grenzen aufgezeigt werden.

3.2 Klassifikationssysteme in der Entwicklungs - diagnostik

Die beiden bekanntesten und am häufigsten verwendeten Klassifikationssysteme stellen die Internationale Klassifikation der Erkrankungen der WHO (ICD-10, Dilling, Mombour, Schmidt & Schulte-Markwort, 2004) für alle psychischen und somatischen Krankheiten und das aus den USA stammende Diagnostische und Statistische Manual psychischer Störungen (DSM-IV-TR, Saß, Wittchen, Zaudig & Houben, 2003) dar. Leider eignen sich diese Klassifikationssysteme nicht für die Kleinkinddiagnostik, da sie nicht ausreichend im unteren Altersbereich differenzieren (Schmidt, 2008).

Um diese Lücke zu schließen, wurde die Diagnostische Klassifikation 0–3 (Zero to Three) im National Center for Infant Programs in den USA entwickelt. Das Klassifikationssystem kategorisiert emotionale und verhaltensbedingte Muster, die signifikante Abweichungen von der Normalentwicklung der frühesten Kindheit aufweisen. Die Zero to Three-Klassifikation setzt sich aus insgesamt fünf diagnostischen Dimensionen zusammen, zu denen sich die entsprechenden Störungen zuordnen lassen. Achse 1 beschreibt primäre Diagnosen. Darunter fallen psychische Störungen wie zum Beispiel posttraumatische Stressstörungen, Affektstörungen, Anpassungsstörungen, Regulationsstörungen, Schlaf- und Essverhaltensstörungen."

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