Depression - 100 Fragen, 100 Antworten. Hintergründe, Erscheinung, Therapie

Depression - 100 Fragen, 100 Antworten. Hintergründe, Erscheinung, Therapie

von: Pierre Dinner

Hogrefe AG, 2019

ISBN: 9783456959580

Sprache: Deutsch

232 Seiten, Download: 5140 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Depression - 100 Fragen, 100 Antworten. Hintergründe, Erscheinung, Therapie



Diagnostik

Frage 8 Wie stellt man die Diagnose Depression?

Ein paar gezielte Fragen können helfen, eine Depression zu erkennen:
•• Leidet man seit mindestens zwei Wochen an einer vorwiegend niedergeschlagenen Stimmung?
•• Kann man sich nicht mehr freuen?
•• Kann man schlecht einschlafen oder wacht nachts auf, ohne wieder einschlafen zu können?
•• Hat man größere Mühe, Entscheidungen zu treffen?
•• Haben sich mit der Stimmungsverschlechterung auch körperliche Beschwerden eingestellt?
•• Verspürt man eine sonst nicht gekannte Ängstlichkeit?
•• Besteht ein charakteristischer Tagesablauf, morgens ein Tief, gegen Abend eine Aufhellung?
•• Haben schon früher Phasen von Niedergeschlagenheit und/oder auffälligem Glücksgefühl bestanden?
•• Finden sich Depressionen, Suchtkrankheiten oder Suizide in der Familie?

Vom Max-Planck-Institut in Berlin ist ein Kurztest zur schnellen Erkennung einer Depression entwickelt worden. Der Test, der auf die Anwendung bei jungen Frauen ausgerichtet ist, beinhaltet vier Fragen. Wird jede einzelne mit Ja beantwortet, so liegt eine Depression vor:
•• Haben Sie diese Woche mehr geweint als früher?
•• Waren Sie diese Woche enttäuscht von sich oder haben Sie sich gehasst?
•• Sahen Sie diese Woche besonders mutlos in die Zukunft?
•• Hatten Sie diese Woche das Gefühl, eine Versagerin zu sein?

Dank seiner Kürze eignet sich dieser Test für alle praktizierenden Ärzte, denen in der Konsultation wenig Zeit zur Verfügung steht. Bei Männern (s. Frage 51), bei Kindern (s. Frage 42) und auch bei älteren Menschen (s. Frage 44) stellen sich die Symptome teilweise erheblich anders dar, weshalb die Fragen für diese Zielgruppen spezifisch angepasst werden müssten.

Das Bild oder die Diagnose einer Depression ergibt sich aus einem Zusammenspiel von Symptomen, die sich beobachten lassen, und von Beschwerden, die vom Patienten geschildert werden (s. Fragen 4 und 29).

Dieses Beschwerdebild von psychischen und körperlichen Symptomen wird als depressives Syndrom bezeichnet. Es liegt eine anhaltende Niedergeschlagenheit im ganzen Lebensgefühl vor (Freud- und Hoffnungslosigkeit), die sich mit allgemeiner Antriebslosigkeit, einer bedrückten Müdigkeit verbindet. Die Gedankengänge sind weitgehend negativ fixiert (Wertlosigkeitsempfindungen, Schuldgefühle) und führen häufig zu Ängsten, den Anforderungen des Lebens nicht gewachsen zu sein. Dazu können sich mannigfache körperliche Symptome gesellen, wie Schlafstörungen, Druckempfindungen im Kopf und auf der Brust, Übelkeit, Appetitstörungen mit Gewichtsveränderungen und vieles mehr (s. Frage 25).

Zur Untermauerung einer Diagnose und zur Verlaufsbeurteilung von Depressionen existieren spezielle Depressionsfragebögen, während das Festhalten einer Diagnose zunehmend den Richtlinien international standardisierter Klassifizierungen nach DSM-V und ICD-10 (s. Anhang) folgt.

Frage 9 Was ist ein Wahn?

Im Normalfall steht den Menschen für die Erfahrungen, die sie im Alltag machen, eine Palette von Interpretationsmöglichkeiten zur Verfügung. Wenn man beispielsweise von jemandem angeschaut wird, dann kann man denken, es geschehe in Gedankenversunkenheit oder man erinnere die Person an jemanden, die Kleidung gefalle der anderen Person oder sie wolle uns eine Frage stellen und noch vieles mehr. Wenn man jedoch felsenfest davon überzeugt ist, man werde ausschließlich deswegen angeschaut, weil man ein abgrundtief schlechter Mensch sei und deswegen verachtet werde, wenn einem entsprechend keine anderen Interpretationsmöglichkeiten eines Ereignisses mehr zur Verfügung stehen als nur gerade diese eine, dann spricht man von wahnhafter Gewissheit oder von Wahn. Im wahnhaften Denken findet sich eine Einengung der Verstehensmöglichkeiten für Begebenheiten auf eine einzige Interpretation, die in keiner Weise mehr infrage gestellt werden kann.

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