Bewerben live

Bewerben live

von: Claus P. Müller-Thurau

Haufe Verlag, 2007

ISBN: 9783448078824

Sprache: Deutsch

173 Seiten, Download: 962 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Bewerben live



Wenn es ums Geld geht (S. 143-145)

„Geld macht nicht glücklich", sagt der Volksmund. Das mag sein, aber einige Vorzüge lassen sich – abgesehen von dem misslichen Umstand, dass man eine bestimmte Summe grundsätzlich braucht – nicht von der Hand weisen. Für den russischen Dichter Dostojewski war Geld „geprägte Freiheit", für den englischen Dichter Lord Byron „Aladins Wunderlampe" und für den deutschen Philosophen Nietzsche das „Brecheisen der Macht". Vor dem Hintergrund dieser Statements könnte Geld wenigstens ziemlich glücklich machen. Unglücklich verhält sich auf alle Fälle ein Bewerber, der den Eindruck erweckt, dass es unanständig sei, über Geld zu reden. Natür lich muss über das Entgelt gesprochen werden – und zwar geradeheraus. Nicht selten gibt es später Frust, weil ein Bewerber aus Angst, sich unbe liebt zu machen, seine Gehaltswünsche nicht klar geäußert hat.

Dialog 1: Klare Vorstellungen

Die Politologin Kathrin Bornemann wird gebeten, sich zu Ihren Gehaltsvorstellungen zu äußern.

Personalberater: Angenommen, Frau Bornemann, wir würden uns für Sie entscheiden: Welche Gehaltswünsche würden Sie gern realisieren wollen?

Bornemann: Ich stelle mir 55.000 Euro als Jahresgehalt vor.
Personalberater: Ich fürchte, das passt nicht in die Gehaltsstrukturen meines Mandanten.
Bornemann: Ich halte dies für eine durchaus angemessene und marktübliche Dotierung, Herr Groß.
Personalberater: Wie begründen Sie denn diese aus unserer Sicht überdurchschnittliche Gehaltsforderung?
Bornemann: Gehaltsforderung wäre etwas zu scharf formuliert. Ich halte 55.000 für angemessen, weil mein persönliches Profil doch sehr gut zu den Anforderungen der Aufgabe passt. Ich habe gelernt, politisch zu denken, also vor allem die Neben- und Fernwirkungen von offiziellen Verlautbarungen und Erklärungen zu beurteilen. Ich kann so formulieren, dass es möglichst geringe Deutungsspielräume gibt, und ich kann, bei aller Bescheidenheit, ein Unternehmen gewinnend repräsentieren.
Personalberater: Sie haben Mitbewerber und Mitbewerberinnen, die auch etwas vorzuweisen haben.
Bornemann: Das glaube ich gern und ich nehme das auch ernst. Ich halte mich nicht für das Gelbe vom Ei, aber ich möchte auch nicht unter Wert starten. Die Aufgabe, über die wir hier reden, dreht sich ja letztlich darum, ein Unternehmen positiv zu positionieren, also seine Interessen zu wahren. Da macht es sich nicht gut, wenn die mögliche zukünftige Amtsinhaberin ihre eigenen Interessen bei Gegenwind sofort über Bord wirft.

So urteilt der Personalexperte
Die Bewerberin hat sich bei der Gehaltsfrage hervorragend geschlagen.

Ich stelle mir 55.000 Euro als Jahresgehalt vor.
Von Bewerbern wird erwartet, dass sie ihren Marktwert realistisch einschätzen und dann auch klar artikulieren. Das hat die Bewerberin getan.

Ich halte dies für eine durchaus angemessene ….
Bei Gehaltsverhandlungen gilt die Devise, sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Das Argument mit den Gehaltsstrukturen, in die die Forderung – angeblich – nicht passt, muss allerdings ernst genommen werden. Es kann den Tatsachen entsprechen und dem Unternehmen echte Probleme bereiten (Wie reagieren andere Mitarbeiter, die niedriger eingestiegen sind?), es kann aber auch nur vorgeschoben sein.

Gehaltsforderung wäre etwas zu scharf formuliert. … Die Bewerberin reagiert hier sehr geschickt, indem sie klar stellt, dass es sich um eine Gehaltsvorstellung und nicht um eine Gehaltsforderung handelt. Dadurch sichert sie sich ohne Gesichtsverlust einen Verhandlungsspielraum. Die Argumente, mit denen sie anschließend ihren Dotierungswunsch begründet, sind überzeugend. Verwenden Sie bitte keine Formulierungen wie etwa „Ich habe mich vorab natürlich erkundigt und erfahren, dass …"

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