Wie Eltern lernen - Eine empirisch qualitative Studie zur innerfamilialen Lernkultur

Wie Eltern lernen - Eine empirisch qualitative Studie zur innerfamilialen Lernkultur

von: Alexandra Schmidt-Wenzel

Verlag Barbara Budrich , 2008

ISBN: 9783866491731

Sprache: Deutsch

203 Seiten, Download: 2105 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Wie Eltern lernen - Eine empirisch qualitative Studie zur innerfamilialen Lernkultur



3. Forschungsdesign und Explikation des empirischen Vorgehens (S. 49)

Im folgenden Kapitel lege ich den Verlauf meines Forschungsprozesses in der Weise dar, dass sich sukzessive die der gegenstandsbezogenen Forschungslogik immanenten methodischen wie auch inhaltlich-konzeptuellen Schritte und Ergebnisse exemplarisch erschließen lassen. Hierfür werde ich zunächst die Konstituierung der Forschungsfrage vor dem Hintergrund ihrer Einordnung in den gegenwärtigen Forschungsstand explizieren, um daran anschließend meine konkrete Vorgehensweise nachzuzeichnen. Im Vorfeld gebe ich einen kurzen Überblick über Anliegen und wesentliche Merkmale qualitativer Sozialforschung sowie die darin begründete Forschungsstrategie Grounded Theory.

Insbesondere der komplexe analytische Prozess der Datenauswertung mit all seinen Zwischenetappen lässt sich verständlicher Weise nicht in Gänze abbilden. Für eine dennoch nachvollziehbare Darstellung habe ich eine Form gewählt, die zum einen die grundlegende methodische Entwicklung, zum anderen die bedeutendsten theoriegenerierenden Konzepte erkennen lässt, an denen schließlich der Weg zu Schlüsselkategorie und Varianz erfahrbar wird.

3.1 Konstituierung der Forschungsfrage im Kontext des gegenwärtigen Forschungsstandes
Die eingangs geführten theoretischen Auseinandersetzungen um Elternschaft heute haben gezeigt, dass Mütter und Väter einer nur schwer zu vereinbarenden Doppelperspektive gegenüber stehen. Einerseits werden an ihre Fürsorge-, Erziehungs- und Bildungsverantwortung gegenüber dem Kind größere Erwartungen denn je formuliert. Andererseits sind die gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen, unter denen Elternschaft stattfindet, für die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen nur bedingt tauglich (vgl. Kap. 2).

Vor dem Hintergrund der entfalteten Ausgangs- und Begleitumstände für Elternschaft in der posttraditionalen Gesellschaft ließen sich, gewissermaßen im Sinne eines theoretisch sensibilisierenden Ausgangskonzepts der vorliegenden Untersuchung, diejenigen Verantwortungsbereiche zusammentragen, die es unter der Perspektive gelingender Elternschaft kompetent zu gestalten gilt. Danach beschränkt sich die ‚Anforderungssituation’ Kind nicht allein auf die Erfüllung primärer kindlicher Bedürfnisse.

Sie umfasst vielmehr all jene Fähigkeiten von Müttern und Vätern innerhalb verschiedener Familienformen, die die Versorgung und Fürsorge gewährleisten, welche für das physisch und psychisch gesunde Aufwachsen von Kindern notwendig sind.

Die Verantwortungsbereiche, in denen diese Fähigkeiten zum Tragen kommen, beinhalten neben der finanziellen Versorgung, der Betreuung, Ernährung und Hausarbeit auch die Beziehungsebene zwischen Eltern und Kind(ern), dabei ebenfalls solche, die aus der Praxis unterschiedlicher Familienmodelle erwachsen. Aber auch die verantwortungsvolle Gestaltung der Beziehungsebene zwischen den Eltern sowie deren Selbstverwirklichungsbemühungen als Frau und Mann, denen auch die Vereinbarkeitsproblematik von Familie und Beruf zuzurechnen ist, verkörpern elementare elterliche Anforderungsprofile.

Besonders im Zusammenspiel mit der (im Sozialisationsverlauf) abwesenden expliziten Vorbereitung auf Elternschaft13, stellt sich die grundlegende Frage danach, wie Eltern lernen, innerhalb dieser komplexen und langfristigen Anforderungssituation zu bestehen und dabei zu einem sicheren Selbstgefühl in ihrer Rolle als Mutter resp. Vater zu kommen. Die Kernfrage der vorliegenden Untersuchung lautet deshalb: Gibt es eine innerfamiliale Lernkultur? Wenn ja, wie konstituiert sie sich? Von welchen Faktoren ist sie abhängig?

Aus empirischer Forschungsperspektive widmeten sich bereits seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts (zum Überblick vgl. PETZOLD 1991, REICHLE/ WERNECK 1999) zahlreiche Untersuchungen speziell dem Ereignis des Übergangs zur Elternschaft als Etappe eines elementaren Wandels innerhalb der Paarbeziehung. Wie Eltern die damit einhergehenden Anforderungen und Veränderungen wahrnehmen bzw. mit welchen Anpassungsleistungen sie darauf reagieren, stand jeweils im Zentrum der meist familienpsychologisch bzw. -soziologisch fundierten Forschungszugänge.Der Übergang zur Erstelternschaft als normative Krise zog sich dabei als paradigmatisches Grundmuster durch die ersten Forschungsjahrzehnte (vgl. PETZOLD 1991, S. 28).

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