Das Burnout-Syndrom

Das Burnout-Syndrom

von: Angelika Kallwass

Kreuz Verlag, 2005

ISBN: 9783783125139

Sprache: Deutsch

159 Seiten, Download: 581 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Das Burnout-Syndrom



Zerstörtes Selbstwertgefühl (S. 123-124)

Martina, 40, könnte man seit mittlerweile zwei Jahren als ein Nervenbündel bezeichnen. Aus der früher so lebhaften, attraktiven Frau ist binnen kurzer Zeit ein Schatten ihrer selbst geworden. Kaum mehr belastbar und in ihrer ganzen Persönlichkeit zutiefst verunsichert.

Ein Geschöpf, das seine Zeit förmlich »absitzt«, ein Mensch, der sich nur schwer zu irgendeiner Aktivität aufraffen kann. Und was am schlimmsten ist: Martina ist zu einer Frau ohne Lebensfreude geworden. Jeder, der Martina länger kennt, weiß auch, weshalb sie sich in einem so desolaten Zustand befindet: Seit ihr Mann sie verlassen hat, leidet sie unter dem Gefühl des Versagens sowie einer seither herrschenden Trostlosigkeit, bedingt durch diese ungeheure seelische Verletzung.

Mein Mann ist fort
Denn Christian, den Martina sehr liebte, ist unwiderruflich aus ihrem Leben verschwunden. An sich ist dies bereits schmerzlich genug und macht den Verlassenen schwer zu schaffen. Vor allem aber die Art und Weise, wie ihr Mann sie behandelte, trug viel zu Martinas beschädigtem Selbstwertgefühl bei. Lange war Martina gutgläubig. Sie vertraute ihm blind – wider besseres Wissen, obwohl ihr durchaus so manches spanisch vorkam… Weshalb konnte man Christian eigentlich auf seinen Geschäftsreisen niemals erreichen? Anscheinend saß er die ganze Zeit über in einem Funkloch – aber das konnte doch gar nicht möglich sein! Immer häufiger fuhr er nach Hamburg und wohnte dort angeblich bei einem befreundeten Ehepaar aus Studientagen. Martina bekam diese Leute weder jemals zu Gesicht noch zu Gehör – denn wann immer sie anrief, war dort außer einem Anrufbeantworter nie jemand zu Hause. Jedes Mal, wenn Martina ihn darauf ansprach, wiegelte Christian gereizt ab und bezichtigte sie gar der Schnüffelei. Obwohl Martina allmählich von bösen Ahnungen geplagt wurde, wollte sie es sich nicht einmal vorstellen, dass sich etwas zwischen Christian und ihr ändern könnte.

Da ist nichts! Das bildest du dir ein!

Dieses beschränkte Antwort-Repertoire ist nicht nur Martina bestens bekannt – egal ob Mann oder Frau sich damit herausreden, die empörte Defensive bleibt doch meist gleich. Was nicht allein von Gleichgültigkeit, sondern auch von einem erschreckenden Mangel an Fantasie zeugt. Einmal in die Ecke getrieben, kommen solche Wendungen seitens der »Beschuldigten« häufig aufs Tapet: Um Eifersuchtsszenen zu vermeiden, werden dem misstrauischen Partner Wahrnehmung und gesunder Menschenverstand gleichermaßen abgesprochen. Kategorisch werden nun die berechtigten Ängste, verlassen oder betrogen zu werden, ins Reich einer überhitzten Phantasie verbannt. Auch das nährt natürlich Selbstzweifel und existenzielle Unsicherheit: Man spürt ja deutlich, dass etwas geschieht, dass schmerzhafte Veränderungen sich ankündigen. Als betrogener Partner wird man damit oft allein gelassen. Damit nicht genug, wird darüber hinaus noch am funktionierenden Verstand gezweifelt: »Spinnst du? Siehst du jetzt schon Gespenster? Du bist ja krankhaft eifersüchtig.« Und dergleichen Anwürfe mehr.

Demontage einer Ehe

Auf ihre drängenden Fragen hin wurde Martina wiederholt belogen. Aus welchen Gründen auch immer Christian so handelte – ob nun aus Angst, Mitleid, Bequemlichkeit oder Konfliktscheu – sei dahingestellt. Martina zweifelte und hoffte weiter, während sich ihr Mann in Hamburg bereits seit mindestens einem Jahr eine Beziehung zu einer anderen Frau aufgebaut hatte. Angesprochen auf Lieblosigkeiten oder Unzuverlässigkeit, wiegelte Christian wiederum eloquent wie stets und im Brustton voller Überzeugung ab. Was? Er habe keine Freundin! Wirklich nicht! Wie Martina denn bloß darauf käme?

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