Gut klingen - gut ankommen

Gut klingen - gut ankommen

von: Eva Loschky

Kösel-Verlag, 2005

ISBN: 9783466306978

Sprache: Deutsch

152 Seiten, Download: 3371 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Gut klingen - gut ankommen



Der Einatem – Moment der Ruhe vor dem Klang (S. 29-31)

Sie sitzen mit einem Freund in einer kleinen Osteria. Gemeinsam bestellen Sie sich eine gute Flasche Barbera. Kurze Zeit später stellt der Ober einen duftenden Teller Spagetti vor Ihren Freund. »Möchtest du eine Gabel?« – da sagen Sie doch nicht Nein. Leider macht Ihr Freund die Gabel viel zu voll, statt Genuss ein bisschen Verdruss: Sie kämpfen mit dem zu großen Bissen. Sie haben Mühe zu kauen, den Bissen klein zu kriegen, zu schlucken. Sie würgen ihn hinunter und können nicht genießen. Schade!

Am liebsten ist es Ihnen, der Bissen hat die für Sie genau richtige Größe: Sie können dann gut kauen, fein schmecken, das Gericht entfaltet sich in Ihrem Mund.

Sie möchten Ihrem Team, Ihren Schülern, Ihrem Kunden etwas Wichtiges mitteilen und haben den Inhalt Ihrer Rede gut im Kopf – Ihr »Gericht«. Jetzt müssen Sie Ihre Rede in sinnvolle Abschnitte einteilen – »mundgerechte Bissen«. Ihr Werkzeug dafür ist der Einatem. Der Einatem verhält sich in Bezug auf Ihren Text wie Messer und Gabel: Er zerteilt den Text beim Sprechen in angemessene »sinnerfassende Einheiten«, die Ihre Zuhörer aufnehmen und verstehen können.

Eine sinnerfassende Einheit sollte sieben bis vierzehn Wörter nie überschreiten. Denn die moderne Kommunikationsforschung hat herausgefunden, dass über fünfzig Prozent der erwachsenen Zuhörer Sätze mit mehr als vierzehn Wörtern nicht mehr verstehen.

Sicher ahnen Sie jetzt, wie wichtig die richtige Gliederung Ihrer Sätze mit Hilfe des Einatems ist. Nur wenn Sie Ihren Zuhörern das richtige Häppchen und Zeit zum Kauen – zum Verstehen – geben, können diese aufmerksam bleiben. Sind die Bissen zu groß, werden sie zu unverdaulichen Brocken. Die Zuhörer schalten innerlich ab.

Ihre lautlose Einatempause beim Sprechen – an die richtige Stelle gesetzt – gibt Ihrem Zuhörer die Möglichkeit, das Gesagte zu hören, zu verstehen und sich damit gedanklich auseinander zu setzen. Einen guten Redner erkennen Sie daran, dass Sie seinen Gedanken mühelos folgen können – seine Bissen munden. Seine Einatempause räumt Ihnen Zeit zum Nachdenken ein. Und wer Zeit hat, entspannt! Außerdem werden Sie in der Pause neugierig auf den nächsten Gedanken.

Gleichzeitig entspannen Sie selbst in jeder Einatmung muskulär, während Sie beim Sprechen, also beim Ausatmen, Muskelspannung aufbauen müssen. Gelingt Ihnen das Wechselspiel von Spannung und Entspannung, können Sie stundenlang ohne Anstrengung reden. Und Ihre Zuhörer genießen das Gesagte.

Unbewusst machen die Zuhörer in der Face-to-Face-Situation alle Sprech-, Stimm- und Atembewegungen des Sprechers in abgeschwächter Form mit fünf Millisekunden Verzögerung körperlich mit. Über dieses innere Mitsprechen kann sich der Zuhörer das Gesagte besser merken. Das innere Mitsprechen bleibt jedoch bei einem »Fernsehgegenüber« aus. Lernen ist deshalb nach wie vor mit einem realen Lehrer effektiver – im Gegensatz zum Lernen mit Video. Keine noch so gute Computerkonferenzschaltung ersetzt das persönliche Gespräch, kein noch so spannender Märchenfilm das Vorlesen am Abend.

  • Der Einatem gliedert die Rede in sinnerfassende Einheiten.
  • Eine sinnerfassende Einheit sollte sieben bis vierzehn Wörter nie überschreiten.
  • Die Einatempause ist wichtig für die Regeneration der Stimme.

Beispiel
Manuela S., 34 Jahre alt, Fachjournalistin, hat in ihrem Beruf sehr viel Erfolg. Sie schreibt Artikel und moderiert Rundfunksendungen und Fachtagungen. Ihre lebhafte, spritzige und schlagfertige Art kommt sehr gut an. Die Kritik eines Veranstalters trifft sie: »Sie sprechen zu hastig, zu schnell und manchmal auch zu laut. Dadurch verbreiten Sie Hektik – das stört sehr!« Manuela nimmt sich die Kritik zu Herzen und entscheidet sich für ein Stimmcoaching bei mir.

Im ersten Gespräch schildert Manuela ihre stimmlichen Probleme, entwickelt ihre Wünsche für ihre Stimme und formuliert das Ziel des Stimmtrainings. Wir stecken uns einen zeitlichen Rahmen für das gesamte Coaching und besprechen den nächsten Schritt.

Da Manuela in der folgenden Woche eine Rede halten muss, liegt es nahe, dass ich zu dieser Veranstaltung komme. So kann ich mir ein reales Bild von Manuelas Auftreten machen. Gleichzeitig werde ich diese Rede zur späteren Analyse auf Video aufnehmen lassen.

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