Teamkompetenz - Konzepte, Trainingsmethoden, Praxis

Teamkompetenz - Konzepte, Trainingsmethoden, Praxis

von: Willy Christian Kriz, Brigitta Nöbauer

Vandenhoeck & Ruprecht, 2008

ISBN: 9783525461624

Sprache: Deutsch

288 Seiten, Download: 2999 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Teamkompetenz - Konzepte, Trainingsmethoden, Praxis



Bedingungsfaktoren und Kennzeichen von Teamkompetenz (S. 16-17)

Gruppen, Teams und Organisationen

Die Bedeutung von Gruppen


Die bekannte, von Aristoteles stammende Definition des Menschen als »Zoon politicon«, alsWesen, das darauf angewiesen ist, Gesellschaften zu bilden, zeigt, daß der Mensch immer schon als Teil sozialer Systeme gesehen wurde. Die besondere Bedeutung der Eingebundenheit des einzelnenMenschen in die sozialen Prozesse einer Gruppe läßt sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln her verstehen.

Wenn man etwa die Entwicklungsgeschichte der Menschheit betrachtet, so wird deutlich, daß sich die Neandertaler nur deshalb in den widrigen klimatischen Umständen des eiszeitlichen Europa behaupten konnten, weil sie als organisierte Gruppen auftraten, die verschiedene Aufgaben (u. a. Jagen, Sammeln, Feuer hüten, Kinder und Verletzte beaufsichtigen) untereinander aufteilten. Als Einzelkämpfer hätte der Neandertaler kaum Jahrtausende überlebt. Aber auch das Aussterben der Neandertaler und die Tatsache des sich zugleich (etwa um 30.000 vor Chr.) durchsetzenden Cro-Magnon-Menschen kann unter anderem auch auf Gruppenprozesse zurückgeführt werden (Johnson u. Johnson 1996).

Der Cro-Magnon-Mensch zeichnete sich nämlich auch durch eine noch spezialisiertere Arbeitsteilung aus (z. B. die Tätigkeit des Handelns auch über weite Distanzen zu betreiben, um Materialien für bessere Waffen und Kleidung zu gewinnen). Somit werden Arbeitsteilung, Teamarbeit und aufeinander bezogene Kooperation im weitesten Sinne zur Voraussetzung für die menschliche Weiterentwicklung. Verschiedene psychologische und soziologische Ansätze zur Entwicklung des Menschen gehen davon aus, daß sich der einzelne erst durch die Eingebundenheit in eine sozialeGemeinschaft zu einemvollständigen Individuumentwickeln kann (Bruner 1990).

Die Untersuchung der Entwicklung des Kleinkinds ergibt ebenfalls eindeutige Hinweise auf die zentrale Bedeutung der Gruppe für das menschliche Leben (Oerter u.Montada 1995).Von Anfang an ist der Säugling in die menschliche Gesellschaft hineingeboren. Die Anregungen aus der unmittelbaren sozialen Lebenswelt, die Teilnahme an der Kommunikation einer Gruppe und der Austausch mit Bezugspersonen sichert nicht nur das physische Überleben, die Kommunikation in der Gruppe ist auch für die weitere kognitive Entwicklung hin zu einem abstrakt denkenden, reflektierenden und sich selbst bewußten Menschen von entscheidender Bedeutung. Am Beginn steht hier die nicht-verbale Kommunikation, die Mimik, die als wichtige Informationsquelle genutzt wird, Nachahmungsprozesse werden zum zentralen Lernmedium.

So können Säuglinge schon mit etwa sechs Wochen unterscheiden, ob ihnen eine Person freundlich oder feindlich gesinnt ist und auf freundliche Personen mit dem»sozialenWiderlächeln« reagieren (Rauh 1995).So wird die sozialeUmwelt, die Gruppe zum zentralen »Ort« für Lernprozesse und für die Entwicklung der menschlichen Individualität (Thomas 1992). Auch die psychische Gesundheit desMenschen – wie etwa Entwicklung von Selbstvertrauen, Schutz vor demAuftreten von Depressionen – ist unter anderem davon abhängig, ob Menschen in funktionierenden Beziehungen leben und innerhalb von sozialen Gruppenwertgeschätzt werden (Seligman 1988).

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