Der Bewerber-Knigge

Der Bewerber-Knigge

von: Claus Peter Müller-Thurau

Haufe Verlag, 2006

ISBN: 9783448075298

Sprache: Deutsch

200 Seiten, Download: 1108 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Der Bewerber-Knigge



Soft Skills: Worauf kommt es eigentlich an? (S. 33-34)

Im Jahre 2002 ging der Wirtschafts-Nobelpreis an Vernon Smith und Daniel Kahneman. Das hat für Furore gesorgt. „Psychoangriff auf die herrschende Ökonomie" – so lautete eine Schlagzeile der „Financial Times Deutschland". Die Aufregung unter den Wirtschaftswissenschaftlern war deshalb groß, weil der Preisträger Daniel Kahneman Professor für Psychologie an der Princeton University ist. Geehrt wurde er für die Vermittlung von „Einsichten der psychologischen Forschung in die Wirtschaftswissenschaft".

Was er herausgefunden hat? Nun – Kahneman hat mit seinen Arbeiten nachgewiesen, was wir schon immer wussten: Der Mensch verhält sich auch in wirtschaftlichen Zusammenhängen oft unvernünftig. Das Leitbild vom „Homo ökonomicus" ist eine Fiktion.

Schützenhilfe bekam Professor Kahneman auch noch von dem renommierten Finanzwissenschaftler Andrew Lo vom MIT in Boston mit der Bemerkung, dass die Ökonomen „mit ungefähr 99 Gesetzen bestenfalls drei Prozent des menschlichen Verhaltens deuten können."

Menschliches Entscheidungsverhalten

Wenn eine Frau in ein Schuhgeschäft geht, lässt sich mittels ökonomischer Gesetzte nicht prognostizieren, mit welchen Schuhen sie wieder heraus) kommt. Die Abweichung vom „Homo ökonomicus" ist vielfach nicht die Aus) nahme, sondern die Regel. Das gilt auch für Mitarbeiter und ihr Verhalten am Arbeitsplatz.

Warum wurde Karstadt fast an die Wand gefahren? Warum ist der Baukonzern Holzmann in Konkurs gegangen? Warum riecht „4711" heute für viele Menschen nach Altersheim bzw. warum blieb „Nivea" immer jung und frisch? Dies alles hat wenig mit der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre zu tun. Erfolg und Misserfolg sind nicht nur eine Frage des Wissens, sondern vor allem eine Frage der Handlungs- und Verhaltenskompetenz.

Positionieren Sie sich über Ihre Soft Skills

Dies vorsichtshalber vorweg: Als Statiker müssen Sie von Statik Ahnung ha) ben, damit Ihrem Auftraggeber nicht das von Ihnen unkorrekt berechnete Dach auf den Kopf fällt, und als Chirurg sollten Sie nicht an der falschen Stel) le nach dem Blinddarm suchen.

Aber schon bei dem zweiten Beispiel ist der Übergang vom notwendigen Fachwissen zu den unverzichtbaren Soft Skills bzw. fachübergreifenden Qua) lifikationen fließend. Ein Operateur, der nicht über die einst verpönten Sekun) därtugenden wie Pünktlichkeit, Disziplin, Sauberkeit und Leistungsbereitschaft verfügt, ist lebensgefährlich.

Viele Unternehmen begreifen unter dem wachsenden Wettbewerbsdruck zu) nehmend, dass man zu sehr auf das Expertentum gesetzt hat, wo Sozialkom) petenz wichtig gewesen wäre. Vor diesem Hintergrund kann angenommen werden, dass Seiteneinsteiger – etwa Geisteswissenschaftler – sich wieder bessere Chancen ausrechnen dürfen. Wenn die Persönlichkeit stimmt.

Dies setzt allerdings voraus, dass Sie sich über Ihre fachübergreifenden Qualifikationen im Klaren sind. In einem früheren Kapitel wurde darauf hingewiesen, dass diese wertlos sind, wenn sie der potenzielle Arbeitgeber nicht wahrnimmt. Die Soft Skills müssen sichtbar werden. Vor allem aber müssen Sie mit Ihrem Interviewpartner ein gemeinsames Verständnis hinsichtlich der wichtigsten Schlüsselqualifikationen haben. Was heißt eigentlich Teamfähigkeit" konkret? Wie zeigt sie sich? Und wie kann man als Bewerber belegen, dass man teamfähig ist?

Schauen Sie sich unter dieser Fragestellung einmal die wichtigsten Soft Skills an. Sie sind zeitlos und für die meisten Jobs zunächst (!) wichtiger als alles Fachwissen dieser Welt.

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